„Ich bin der kommunikative Typ“

Peter Kunz hat in seinem Leben so viele Richtungen eingeschlagen, dass es für mehrere Berufskarrieren reichen würde: Er war bei der Feuerwehr, hat den Darmstädter Radiosender RADAR mitgegründet, die Lilien als Stadionmoderator am Böllenfalltor angefeuert, Dancefloor-Musik produziert, Wahlkampfauftritte mit dem früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder moderiert und steht als Stand- up-Comedian auf der Bühne. Nur in seinem eigentlichen Studienfach Bauingenieurwesen hat der Alumnus der Hochschule Darmstadt nie gearbeitet. Seit vielen Jahren ist der 48-Jährige erfolgreich Geschäftsführer und Head of Industrial & Logistics bei der internationalen Immobilienberatung Colliers.

Von seinem Konferenzraum hat Peter Kunz den Panoramablick auf Frankfurt. Vom 13. Stock des Nextowers blickt er auf die Hauptwache und Einkaufsmeile Zeil. Dass er einmal oben in der Führungsetage landen würde, hat sicherlich mit Zielstrebigkeit zu tun, aber auch mit einer Fähigkeit, die der 48-Jährige perfekt beherrscht: „Ich bin der kommunikative Typ“, sagt er. Kommunikation und Kreativität, gepaart mit einem Sinn für Kontakte und das Netzwerken, haben Peter Kunz immer schon gelegen. Eigenschaften, die auch in der Immobilien- und Maklerbranche wichtig sind für den Erfolg und Umgang mit Kunden.

Schneller Aufstieg

Er war 31 Jahre, als er sich bei Colliers in Frankfurt für eine Stelle bewarb. Kunz war Diplom-Ingenieur frisch von der Hochschule, doch seine diversen Nebenjobs hatten ihn bereits eines gelehrt: Lebenserfahrung und Redegewandtheit. Er bekam die Stelle. Die New Economy-Krise zeigte in der Main-Metropole in den 1990er-Jahren zwar ihre Wirkung: Rund zwei Millionen Quadratmeter Büroflächen standen leer. Kunz schloss im ersten Berufsjahr dennoch 21 Mietverträge ab. „Das war damals unheimlich viel“, erzählt er. In der Folge betreute er immer größerer Projekte, kaufte 2009 Anteile am Unternehmen Colliers und arbeitet seit 2010 als Geschäftsführer. Zunächst leitete er das Frankfurter Büro für den Bereich Vermietung, Büroflächen, Einzelhandel und Logistik, seit 2017 ist er in Europa und deutschlandweit an neun Collier Standorten für Industrie- und Logistikimmobilien zuständig.

Eigentlich wollte er mal Feuerwehrmann werden

Dabei deuteten anfangs die Zeichen keineswegs in die Immobilienbranche. Peter Kunz wohnte in Langen im Kreis Offenbach, als Jugendlicher war er in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Eigentlich wollte er Berufsfeuerwehrmann werden, doch dann entschied er sich 1993  für ein Bauingenieur-Studium an der Fachhochschule Darmstadt wie die h_da damals hieß. „Die Praxisorientierung sagte mir zu.“ Was ihm von Anfang an nicht zusagte war das Fach Statik. Mathematik blieb seine Achillesferse: „Ich war schlecht im Bruchrechnen.“ Stattdessen entdeckte er andere Talente. 1996 erfuhr er von der Idee, in Darmstadt einen lokalen Radiosender zu starten. Gleich Feuer und Flamme zählte er zu den Gründungsmitgliedern von RADAR, moderierte Sendungen und Talkshows und kreierte übrigens auch den Jingle, den der Sender heute noch verwendet.

Ein Song für die Lilien

Eine Darmstädterin unter den Radiogästen brachte ihn auf eine weitere Idee. Er stieg in die Musikbranche ein, begann, seine eigenen Songs zu produzieren. Mit Erfolg: Mit seinem späteren Projekt „Morris Jones“ spielte er nicht nur beim Darmstädter Schlossgrabenfest, sondern schaffte es 2014 sogar bis ins Public Viewing vor 55.000 Zuschauern beim WM-Finale in der Commerzbank-Arena Frankfurt. Zuvor hatte er bereits als „Der Ingenieur“ zum Rhythmus von „The Beat goes on“ das Lied „Darmstadt“ herausgebracht, das er 1997 auch erstmals im Böllenfalltor-Stadion bei einem Spiel von SV 98 zum Besten gab. Die Verantwortlichen dort konnte er davon überzeugen, dass die Lilien unbedingt einen Song und Stadionmoderator brauchten. Eine Funktion, die der umtriebige Kunz dann bis 2013 ausfüllte. Als der Moderator am Spielfeldrand begleitete er die Lilien von der Regional- bis in die erste Bundesliga. Was ihm erneut einen Job bescherte: Kunz begann für den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) zu arbeiten. Alle paar Wochen saß er in Leipzig vor dem Mikrophon, war als Reporter unterwegs und moderierte unter anderem die ARD Pop-Nacht.

Ein paar Semester länger

Und sein Studium? „Das lief parallel. Ich habe es weiter durchgezogen“, sagt der 48-Jährige. Auch wenn es länger gedauert hat. „Ich stand öfter in der Warteschleife und haarscharf vorm Rausprüfen, aber abbrechen wollte ich nicht.“ Bis zum Diplom brauchte er 18 Semester. „Ich konnte halt kein Bruchrechnen“, grinst er. 2002 schrieb er seine Diplom-Arbeit über Multifunktionsarenen, verglich Fußballstadien in Stuttgart, Dortmund und auf Schalke. Er bestand mit der Note „Gut“.

Peter Kunz sucht die Herausforderung. Eintönigkeit ist ihm ein Graus. Begonnen hatte er 1998 daher noch eine weitere Nebentätigkeit. Auf Anfrage der SPD moderierte er in Wiesbaden einen Wahlkampfauftritt des damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder, der Kanzler werden wollte. Bis 2005 gehörte er später zu einem vierköpfigen Team, das bundesweit die SPD-Politshows vor Landtags- und Bundestagswahlen rhetorisch begleitete.

Nonsens für den guten Zweck

Kreative Seitenwege haben den h_da-Alumnus und Unternehmer stets gereizt. „Als Ausgleich zu Studium und Beruf“, sagt der Vater zweier Kinder. „Meine Familie hält immer die Luft an, wenn ich mir wieder ein neues Hobby zulege“, scherzt er. Nach seinem Ausflug in die Musikbranche, wollte er einen Thriller schreiben, schwenkte dann vom Krimi-Sujet jedoch ins komödiantische Genre. In einem Pub trat er erstmals als Stand-up-Comedian auf. „Die ersten 20 Auftritte waren grauenhaft – vor allem für das Publikum“, so Kunz. Zu Beginn suchte er sich daher Bühnen möglichst außerhalb von Darmstadt und Frankfurt, wo ihn keiner kannte. Gelacht hat anfangs keiner über seine Scherze. Mittlerweile ist das Multitalent Peter Kunz jedoch auch hier erfolgreich. Zwei bis drei Auftritte absolviert er im Monat, hat einen eigenen Podcast (Kunz & Knapp) und trat zuletzt beim Quatsch-Comedy-Club Hotshot auf. Aktuell organisiert er eine Benefiz Comedy-Show für den krebskranken Jungen Elliot, die am 22. Januar 2020 in der Langener Stadthalle über die Bühne geht.   

Der 48-Jährige beschreibt sich als Grenzgänger, der neue Erfahrungen auslotet. Kunz ist kein Zauderer. „Wenn mich etwas juckt, dann mache ich das.“ Zwischendrin hat ihn erneut ein Studium gereizt. An der FHTW in Berlin machte er 2006 seinen Abschluss als „Master of Business Administration“ (MBA). Berufsbegleitend in drei Semestern. Das ging schneller als damals an der h_da, „aber es gab auch keine Brüche“, scherzt er. Als Lehrbeauftragter kam Peter Kunz für drei Jahre an die Hochschule Darmstadt zurück. In seinem alten Fachbereich hielt er Vorlesungen über Projektentwicklung und Immobilienwirtschaft.

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Autorin

Astrid Ludwig
Dezember 2019

Update

Seit Anfang 2021 fungiert Peter Kunz als einer der Vorstände einer neuen Aktiengesellschaft für die Entwicklung von Immobilien für Industrie und Logistik, Gewerbeparks und Datacenter.

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