Persönlichen Geschichten Stimme und Raum geben

Persönlichen Geschichten Stimme und Raum geben

Bitte stell dich kurz vor: Wer bist du?

Mein Name ist Sadaf Babar und ich studiere Angewandte Sozialwissenschaften. Ich gehe mit einem offenen Herzen durchs Leben – radikal empathisch und mit einem tiefen Verständnis für menschliche Brüche. Ich höre zu, wo andere wegschauen. Ich nehme an, ohne zu werten. Ich glaube an Heilung, an Verbindung, an die Kraft von Akzeptanz ohne zu urteilen. Und ich arbeite daran, das zu durchdringen, was zwischen uns steht – Scham, Angst, Vorurteile, Sprachlosigkeit – um daraus ein neues, heilsames Narrativ entstehen zu lassen. Wenn ich etwas mitbringe, dann ist es: Tiefe. Und der Mut, dorthin zu gehen, wo andere nicht hingehen wollen.

Wie heißt deine Idee und worin besteht sie?

„based on a true story“ ist ein transdisziplinäres Storytelling- und Audioprojekt zwischen Journalismus, Soziologie, Kunst und Forschung für Stimmen, die zu oft ungehört bleiben. Es geht um persönliche Geschichten – aus dem Alltag, aus Institutionen, aus repressiven Systemen. Geschichten, die nicht laut schreien, aber lange nachhallen: Erfahrungen in Psychiatrien, in Justizvollzugsanstalten, in Krisenunterkünften, bei Interventionsstellen oder auch im Privaten, in den eigenen vier Wänden. Es sind Geschichten von Schmerz, von Unterdrückung, von alltäglicher Gewalt – psychisch, physisch, strukturell. Aber auch Geschichten von Widerstand, Würde und Überleben. Ich gebe diesen Erzählungen einen Raum – nicht als Sensation, ohne Pathologisierung, ohne Verharmlosung. Ich arbeite mit antistigmatisierender Sprache, mit narrativen Methoden, mit empirischer Tiefe.

Wer kann davon profitieren?

Zum einen natürlich die Betroffenen: Weil ihre Geschichten kein Flüstern bleiben. Weil ihre Stimmen durch Risse leuchten. Weil aus Wunden Worte wachsen. Es hilft aber auch der Gesellschaft: Weil Zuhören der Anfang von Verantwortung ist. Weil Mitgefühl lauter wirkt als Urteilen. Weil Empathie dort beginnt, wo Komfort endet. Und es hilft uns allen – weil wir lernen, Trauma nicht als Schwäche, sondern als Zeichen von gelebtem Leben zu begreifen.

Was macht die EXIST-Women-Förderung für dich besonders wertvoll?

Sie gibt mir die Zeit, meine Vision strukturiert zu entwickeln – mit Rückendeckung, Netzwerken und Vertrauen in kreative und unkonventionelle Wege. Besonders wertvoll ist der Kontakt zu anderen Gründerinnen, die Gesellschaft neu denken.

Frauen gründen anders: Klischee oder Wahrheit?

Es ist keine Frage des Stils, sondern der Realität: Frauen müssen oft mehr leisten, um überhaupt gesehen zu werden. Ein eigenes Netzwerk ist für uns entscheidend – um uns gegenseitig zu stärken, sichtbar zu bleiben und in einer Gründungskultur zu bestehen, in der wir mitunter noch immer nicht ernst genommen werden. Ob strukturelle Ungleichheit, fehlende Vorbilder oder weniger Zugang zu Kapital – das sind keine Ausnahmen, sondern Alltag. Deshalb: Frauen gründen anders. Weil sie müssen.

Was ist deine Vision, was sind deine langfristigen Ziele?

Ich will zeigen, dass Medien anders funktionieren können: respektvoll, antistigmatisierend, experimentell. Ich träume von einem Ort, an dem persönliche Erfahrungen nicht gefiltert, sondern gewürdigt werden. Und von Forschung, die nicht abstrahiert, sondern empathisch ist. Ich baue an einer unabhängigen Plattform, die Storytelling, Forschung und Community vereint. Ein Sender, ein Raum, ein Netzwerk – für Menschen, die etwas zu sagen haben und deren Geschichten dort ihren festen Platz bekommen. Mit empirischer Forschung als Fundament, nicht als Distanz. Der Weg dahin? Echt, forschend, laut und solidarisch.

    „based on a true story“ ist ein transdisziplinäres Storytelling- und Audioprojekt zwischen Journalismus, Soziologie, Kunst und Forschung. Im Zentrum stehen Menschen, die Erfahrungen mit psychischer Gesundheit, Gewalt oder repressiven Institutionen wie Psychiatrien oder JVAs gemacht haben. Ihr Alltag, ihre Stimmen, ihre Perspektiven werden narrativ aufgearbeitet und hörbar gemacht – nicht als Sensation, sondern als Beitrag zu einem echten gesellschaftlichen Antistigma-Diskurs.

    Das Projekt schafft einen Resonanzraum für marginalisierte Erfahrungen – dokumentarisch, professionell, menschlich. Langfristiges Ziel: eine unabhängige Plattform, auf der genau solche Geschichten ihren festen Platz bekommen.

    Studiengang

    Angewandte Sozialwissenschaften (B. A.)

    Förderung

    EXIST-Women (2025)

    Interview

    Camila Muñoz, Daniel Timme
    Juli 2025