Der Verein für Medieninformation und Mediendokumentation (vfm) hat auf seiner diesjährigen Frühjahrstagung der Medienarchivare in Bonn den Marianne-Englert-Preis 2018 verliehen. Zwei der drei jeweils mit 500 Euro dotierten Hauptpreise gehen an Absolventen des postgradualen und kooperativen Volontariats für wissenschaftliche Dokumentation, das die Hochschule Darmstadt (h_da) gemeinsam mit 18 Partnern aus Rundfunk, Print und Forschung durchführt. Ausgezeichnet wurden Oliver Hofrichter und Martina Koniczek für ihre Abschlussarbeiten: reale Praxisprojekte, von denen die beteiligten Sendeanstalten direkt profitieren.
Bei Radio Bremen betreute Oliver Hofrichter die "Integration von Audiomining in die Systemlandschaft von Radio Bremen". Audiomining ermöglicht, gesprochene Passagen in audiovisuellen Beiträgen mittels Spracherkennung unmittelbar zu finden und in Text umzuwandeln. Oliver Hofrichter erstellte ein Konzept für die Integration von Audiomining in das Hörfunk-Produktionssystem, begleitete die praktische Durchführung der Integration, analysierte die Auswirkungen auf die zukünftigen, Audiomining-unterstützten Geschäftsprozesse und untersuchte eine mögliche Kombination von Audiomining und Textmining.
Die Optimierung von Prozessen und Strukturen, das begleitende "Changemanagement" sowie neue und veränderte Qualifikationsanforderungen an die fachlichen Rollen der Mitarbeiter stehen im Mittelpunkt der Arbeit von Martina Koniczek. Sie widmete sich der Konzeption und Weiterentwicklung von Dienstleistungen des Bereichs Archiv, Bibliothek, Dokumentation (ABD) im ZDF für die redaktionelle Zusammenarbeit mit den Social Media-Teams des Senders. Koniczek fordert in ihrer Arbeit den Ausbau bestehender Kompetenzen, thematisiert die Umstrukturierung veralteter Rollenmodelle und die Schaffung neuer Synergien. Zugleich liefert sie Vorschläge zur Neugestaltung von Dienstleistungen und zur Umstrukturierung von Dienstleistungsabläufen, die nach dem Urteil der Jury als Vorbild für andere Medienarchive dienen können.
Namensgeberin des Preises ist Marianne Englert, die erste Archivleiterin der 1949 gegründeten Frankfurter Allgemeinen Zeitung. 42 Jahre lang begleitete und unterstützte sie die Redaktion bei ihrer täglichen Arbeit, baute ein leistungsfähiges Archiv auf und setzte dabei neue Maßstäbe für Medienarchive. Schon früh erkannte sie die beginnende Digitalisierung als neue Chance und als Herausforderung für die Berufsbranche.
Hintergrund zum kooperativen Volontariat für wissenschaftliche Dokumentation
Seit 2016 besteht das in dieser Form bundesweit einzigartige postgraduale und kooperative Volontariat für wissenschaftliche Dokumentation mit Zertifikat zur "wissenschaftlichen Dokumentarin/zum wissenschaftlichen Dokumentar (Information Specialist)". Zur breiten Riege der beteiligten Partner zählen neben der Hochschule Darmstadt der Bayerische Rundfunk, der Südwestrundfunk, der Hessische Rundfunk, der Saarländische Rundfunk, der Westdeutsche Rundfunk, Radio Bremen, der Rundfunk Berlin-Brandenburg, Deutschlandradio und Deutsche Welle, das ZDF, die "infoNetwork GmbH" (RTL), das Deutsche Rundfunkarchiv sowie das Deutsche Institut für internationale pädagogische Forschung, das FIZ Karlsruhe, die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Einen Großteil ihrer Ausbildung verbringen die Volontärinnen und Volontäre in den jeweiligen Sendeanstalten und beteiligten Einrichtungen. Im zweiten Jahr kommen dann die akademischen Ausbildungsanteile an der Hochschule Darmstadt hinzu. Unterrichtet wird von Professorinnen und Professoren aus den Studiengängen der Informationswissenschaft am Fachbereich Media. Während ihrer Ausbildung fertigen die Volontärinnen und Volontäre eine Abschlussarbeit auf Basis eines realen Projektauftrags aus der aktuellen Projektplanung ihrer jeweiligen Häuser an. Das kooperative Volontariat hat insgesamt eine Dauer von zwei Jahren, jährlich beginnen bis zu 25 Volontärinnen und Volontäre neu.