Das Sommersemester 2020 ist gerade zu Ende gegangen. Pandemiebedingt war es das erste fast vollständig digitale Semester der Hochschule Darmstadt (h_da). Noch im März undenkbar, ist der Campus seitdem für Studierende geschlossen. Doch hinter den Kulissen herrschte in Fachbereichen und Verwaltung Hochbetrieb. Wichtigstes Ziel: den Studierenden ein Weiterkommen zu ermöglichen. Der Kraftakt hat sich gelohnt: nahezu alle Prüfungen des Sommersemesters konnten stattfinden. Derzeit laufen die Vorbereitungen für das Hybrid-Wintersemester 2020/21 auf Hochtouren. Die Lehre wird auch weiterhin meist digital stattfinden, Präsenzveranstaltungen verantwortungsvoll dort, wo es nötig und möglich ist.
Von Simon Colin, Redakteur Hochschulkommunikation
Es war ein Ausnahmesemester, das Corona-Sommersemester 2020. Eine Blaupause. Binnen Wochen musste im Frühjahr der Präsenzbetrieb der Hochschule Darmstadt auf digital umgestellt werden. Eng getaktet und stark vernetzt steuert der vom Präsidium geleitete Planungsstab die h_da seitdem durch die Pandemiewogen. In Fachbereichen und Verwaltung arbeiten Beschäftigte – in Heimarbeit und vor Ort – daran, den Lehr- und Forschungsbetrieb aufrechtzuerhalten, ansprechbar zu sein für Studierende, auch wenn die Hochschule wie leergefegt wirkt. Eine interdisziplinär besetzte Taskforce Lehrbetrieb nimmt in den Blick, wie die digitale Lehre möglichst reibungslos funktionieren kann.
Früh im Visier: Prüfungen. Schon im Frühjahr wurde der Raumbedarf erhoben, der sich aufgrund der nötigen Hygiene- und Sicherheitsstandards deutlich erhöht hat. Mit lediglich zehn bis 15 Prüflingen rechnet die h_da auf 100 Quadratmeter, entsprechend begrenzt sind die Raumkapazitäten. Daher wurden die Mensen in Darmstadt und Dieburg genutzt, am Campus Darmstadt steht seit Sommer ein klimatisiertes Zelt, das 100 Prüflinge fasst. Es wird auch im Wintersemester weiterverwendet werden.
Um Engpässe zu vermeiden, wurde der Prüfungszeitraum im Sommersemester bis Ende September verlängert, mit Prüfungen von Montag bis Samstag. Damit die Prüfungsaufsicht gesichert ist, appellierte das Präsidium auch an die Beschäftigten in der Verwaltung, einmal zu überlegen, ob sie freiwillig Aufsichten übernehmen möchten. Die Resonanz zeigte eindrucksvoll die Solidarität innerhalb der h_da: mehrere Dutzend Personen sagten ihre Unterstützung zu. Die umfassenden Maßnahmen führten zum Erfolg: 99,5 Prozent der Prüfungen im Sommersemester konnten stattfinden.
Fast alle Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2020 wurden online gehalten: 95 Prozent. Allerdings wurde schnell klar, dass manche Veranstaltungen nur in Präsenz funktionieren, etwa Laborveranstaltungen mit einer räumlich-technischen Ausstattung, die ausschließlich die h_da zur Verfügung stellen kann. 3,7 Prozent der Lehrveranstaltungen fanden daher unter strengen Corona-Regeln in Präsenz statt. 1,3 Prozent entfielen, insbesondere jene, die in Verbindung mit Exkursionen standen.
Lehrende hatten alle Hände voll zu tun mit der Umstellung ihrer praxisorientierten Lehre auf rein digitale Formate, auch wenn viele von ihnen vor Corona schon digitalerfahren waren. Nichtsdestotrotz stießen die mit Hochdruck entwickelten E-Learning-Weiterbildungen des Hochschulzentrums für Studienerfolg und Berufsstart und der Internen Aus- und Weiterbildung auf hohes Interesse: Mehr als 1.000 Anmeldungen gingen in kurzer Zeit ein und unterstreichen die Bereitschaft und Notwendigkeit, Neues zu probieren. Die Studierenden schätzen dieses Engagement: Knapp zwei Drittel sind mit dem Angebot an digitalen Lehrformaten und Lehrinhalten sehr zufrieden oder zufrieden, wie eine Umfrage zeigt.
Das bevorstehende Wintersemester 2020/21 läuft an der h_da als Hybridsemester. Der Lehrbetrieb wird weiterhin meist online stattfinden. Bei begründeter Notwendigkeit sind aber Präsenzveranstaltungen möglich. Dazu zählen unter anderem Veranstaltungen, die sich an neue Studierende im ersten und zweiten Semester richten. Auch für sie wird das Studium zwar überwiegend online ablaufen. „Es ist uns aber ein besonderes Anliegen, dass sie gut im Studium ankommen und dazu gehört ein Eindruck vom Studium vor Ort inklusive Gelegenheit zur Sozialisation und Gruppenbildung“, sagt Prof. Dr. Manfred Loch, Vizepräsident für Studium, Lehre und studentische Angelegenheiten.
Nach derzeitigem Planungsstand kommen die Studierenden, die an Präsenzveranstaltungen teilnehmen, in Kohorten an die Hochschule, zum Beispiel an unterschiedlichen Tagen, um die Präsenz zeitlich zu entzerren und Kontakte zu reduzieren. „Insgesamt ist der Mehraufwand für alle Hochschulmitglieder nach wie vor beachtlich und auch für unsere Studierenden ist die derzeitige Situation nicht immer einfach. Wir sehen allerdings auch die Chancen eines digitalen Semesters. Wir sind zuversichtlich, dass alle unsere Studierenden von den bisher gesammelten Erfahrungen mit einem digitalen Semester profitieren und Abläufe noch reibungsloser funktionieren“, erläutert h_da-Präsident Prof. Dr. Ralph Stengler.