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Prof. Dr. Meron Mendel: Foto: h_da/Jens Steingässer.

Der Campus als "Safe Space"? Rassismus, Antisemitismus und die Debatte um den Gazakrieg - Vortrag von Prof. Dr. Meron Mendel

Großer Andrang beim Vortrag von Prof. Dr. Meron Mendel an der h_da. Der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank und Träger des Bundesverdienstkreuzes referierte vor gut 150 Personen im vollbesetzten Hörsaalgebäude zum Thema: Der Campus als "Safe Space"? Rassismus, Antisemitismus und die Debatte um den Gazakrieg.

Den aufgezeichneten Vortrag gibt es hier zum Abruf: https://electures.h-da.de/paella7/ui/watch.html?id=d601d7b9-55c5-4b0f-b0f9-db12b1022237

Als "Tauziehen zwischen den Polen" bezeichnete Prof. Dr. Meron Mendel den Versuch, Meinungsvielfalt auf dem Campus zu gewährleisten und auszuhalten und zugleich die Hochschule als diskriminierungsfreien Raum zu gestalten, als "Safe Space". Doch wie kann das gelingen? Mendel plädierte für Dialog, Dialogbereitschaft und das Ziel, Debatten in konstruktive Bahnen zu lenken.

Für ihn ist es wichtig, dass Menschen in einer liberalen Gesellschaft unterschiedliche Positionen kennenlernen können, um sich daraus eine eigene Meinung und Haltung zu bilden. Wenn eine Hochschule diesen Positionen eine Bühne biete, bedeute dies jedoch nicht, dass sie automatisch die jeweiligen Positionen teile. So praktiziert es auch die h_da: Unter dem Gebot der Meinungsfreiheit toleriert sie, dass sich auf dem Campus junge Menschen zum Nahost-Konflikt äußern wollen, solange dies mit der demokratischen und friedlichen Grundordnung vereinbar sei, sagte h_da-Präsident Prof. Dr. Arnd Steinmetz in seinem Grußwort.

Prof. Dr. Meron Mendel beobachtet, dass sich in vielen Debatten inzwischen eine Gruppenzugehörigkeit ausbilde, wie im Fußballstadion. Viele Personen würden sich auf der richtigen moralischen Seite sehen und sich "in ihren Echokammern verschanzen". Das zeigt sich auch an der h_da, wie Präsident Prof. Dr. Arnd Steinmetz erläuterte. Immer öfter sehe sich die Hochschule aufgefordert und dazu gedrängt, meist von Aktivisten und Einzelpersonen, sich zu positionieren, eine Seite zu wählen. Die h_da hingegen setze auf Dialog und die Bereitschaft, andere Haltungen auszuhalten.

Prof. Dr. Meron Mendel plädierte für eine Art gesunde Gegnerschaft statt Feindschaft im dialogischen Miteinander, doch dafür brauche es gemeinsame Regeln. Zugleich sprach er sich gegen jede Form von Antihumanismus aus - und für die Annäherung. Im Fall des Nahost-Konflikts nannte er beispielhaft die Hagar-Schule in Israel: ein gemeinsames, friedliches Projekt von Israelis und Palästinensern.

Die Hochschule Darmstadt wird auch weiterhin dialogorientierte Angebote zum Nahost-Konflikt anbieten und das Thema auch weiterhin in der Lehre verorten. Alle Hochschulmitglieder können sich bei Bedarf zum Thema an das Team um Prof. Dr. Beate Galm aus der Antidiskriminierungsstelle wenden: h-da.de/antidiskriminierung

Text: Simon Colin, Redakteur Hochschulkommunikation

Zu Meron Mendel:

Meron Mendel (*1976) ist Publizist, Professor für Soziale Arbeit und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank. Sein Buch „Über Israel reden. Eine deutsche Debatte“ (KiWi 2023) wurde für den deutschen Sachbuchpreis 2023 nominiert. Im September 2024 ist von ihm und Saba-Nur Chema das Buch „Muslimisch-jüdisches Abendbrot. Das Miteinander in Zeiten der Polarisierung“ beim KiWi-Verlag erschienen. Am 1. Oktober 2024 zeichnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Ehepaar Saba-Nur Cheema und Meron Mendel mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus.