Ort: C23 / 02.04
Referent: Prof. Dr. Christoph Becker (FBMN)
Das Finanzsystem verändert sich weg von einem Bank-basierten hin zu einem Kapitalmarkt-basierten Finanzsystem. Große Fonds argumentieren, dass nur gut entwickelte Kapitalmärkte künftige Infrastrukturinvestitionen finanzieren und die Altersvorsorge sichern können. Aber wenn Fondgesellschaften, die bereits heute enorm groß sind, diese Aufgaben übernehmen, dann werden diese immer weiterwachsen. Darunter kann der freie marktwirtschaftliche Wettbewerb leiden. Langfristig könnten Bürger, Unternehmen, und selbst Staaten ihre Selbstbestimmung verlieren. Deshalb sollte das Kapitalmarkt-basierte Finanzsystem selbst weiterentwickelt werden, indem regionale Investmentfonds und regionale Pensionsfonds eingeführt werden. Die Macht wird im Finanzsystem auf diese Weise verteilt statt konzentriert, Anreizkonflikte gemildert, und das Finanzsystem insgesamt stabiler.
Die wohldosierte Regionalisierung von Finanzstrukturen hat das Potential, unseren einseitig materialistischen Umgang mit Geld - unseren einseitigen Fokus auf Rendite und Risiko -weiterzuentwickeln. Geld sichert zweifellos die materielle Basis des Menschen. Aber darüber hinaus kann Geld den Gemeinsinn der Menschen stärken statt sie mittels ungeeigneter Finanzstrukturen zu trennen. Regionale Finanzstrukturen können Win-Win-Situationen schaffen und dem Menschen helfen, sein Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen. In dem Vortrag werden diese Thesen anhand zahlreicher, unmittelbar umsetzbarer Beispiele illustriert und langfristige Perspektiven diskutiert.