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Bundesweite Studie: So nutzen Studierende KI-Tools wie Chat GPT

KI-basierte Tools wie Chat GPT sind unter Studierenden bereits weit verbreitet. Zwei Drittel haben sie schon für ihr Studium genutzt oder nutzen sie aktuell, wie eine deutschlandweite Umfrage von Forschenden aus dem Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Hochschule Darmstadt (h_da) jetzt ergab. Die Hälfte der befragten Studierenden hat Chat GPT schon einmal für das Studium verwendet. 6.311 Studierende aus 395 Universitäten und Hochschulen hatten sich an der bundesweiten Studie beteiligt.

Von Simon Colin, Redakteur Hochschulkommunikation

Chat GPT & Co. verändern derzeit die Bildungslandschaft. Vielerorts wird über die Konsequenzen für künftige Lehr- und Prüfungsformen diskutiert. Um hier eine empirische Grundlage zu schaffen, hat ein Team um Prof. Dr. Jörg von Garrel, Professor für Prozess- und Produktions-innovation mit Schwerpunkt quantitative Sozialforschung, Studierende anonym befragt, wie sie KI-Tools im Studium nutzen und für welche Zwecke. 63,2% der Studierenden gaben an, dass sie KI-basierte Tools für das Studium bereits einmal genutzt haben oder aktuell nutzen. Jeder vierte Studierende sogar schon häufig oder sehr häufig (25.2%). Besonders oft genannt wurde Chat GPT: 48,9% der Befragten haben das Tool bereits verwendet. 12,3% arbeiten mit der deutschen Übersetzungs-Anwendung Deepl.

Im Rahmen ihres Studiums nutzen Studierende KI-basierte Tools häufig zur Klärung von Verständnisfragen und um sich fachspezifische Kontexte erläutern zu lassen (35.6% aller Befragten), für Recherchen und das Literaturstudium (28.6%) sowie für Übersetzungen (26,6%) und um Texte zu analysieren, zu verarbeiten und zu erstellen (24.8%). Unterschiede zeigen sich nach Studienbereichen: Studierende der Ingenieurwissenschaften und Informatik sowie aus dem Bereich Mathematik und Naturwissenschaften nutzen KIs weiterhin insbesondere für Programmierungen oder Simulationen. Studierende der Geistes- sowie Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften gaben an, sich Texte und Analysen erstellen zu lassen oder die Tools für die Recherche und das Literaturstudium zu verwenden. Im Kunststudium ist die KI häufig Ideengeberin, hilft bei Design und Konzeptentwicklung.

„KI-Tools sind Werkzeug, kein Ersatz für wissenschaftliches Arbeiten“

„Uns war klar, dass das Thema aktuell und relevant ist, aber mit einem solch enormen Feedback haben wir nicht gerechnet“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Jörg von Garrel. „Die Studie ist nicht nur eine der ersten mit solch hohem Feedback, sie zeigt auch, wie aktuell und brisant das Thema ist: KI-basierte Tools sind in der deutschen Hochschullandschaft angekommen und sie werden intensiv von Studierenden genutzt.“

Fast 80% von ihnen benennen den Grad der Wissenschaftlichkeit als wichtige präferierte Eigenschaft eines KI-basierten Tools. Doch gerade hier schränkt Prof. Dr. Jörg von Garrel ein. „Die Anwendungen sind intelligent, aber durch statistische Methoden und trainierte Daten begrenzt. Unseren wissenschaftlichen Ansprüchen genügt Chat GPT nicht“, sagt der Gesellschaftswissenschaftler. Von Garrel hat die KI selbst ausprobiert. „Der Text war gut, aber die Quellenangaben zu meinen wissenschaftlichen Arbeiten waren falsch oder existierten nicht.“ Fachleute sprechen von Halluzinationen, wenn die KI einfach Antworten erfindet, weil sie nicht auf entsprechende Daten trainiert wurde.

Für eine gute Lehre müsse daher künftig gelten: „KI-Tools sind ein Werkzeug, aber kein Ersatz für wissenschaftliches Arbeiten oder gründliche Recherche.“ Prof. Dr. Jörg von Garrel mahnt zur kritischen Reflektion: „Richtig mit Chat GPT & Co. umzugehen, muss Inhalt unserer Lehre werden“. KI könne die Effizienz steigern, Ideengeberin oder Assistenz sein, „aber entscheiden, einordnen, reflektieren, das ist nach wie vor unsere Aufgabe“.

Doch wie können Lehrende künftig unterscheiden, ob die Haus- oder Bachelorarbeit von Studierenden oder der KI stammt? „Das wird sicherlich schwieriger werden“, so Jörg von Garrel. Didaktik und Prüfungsformen müssten sich ändern. „Wir können Noten nicht nur auf Basis schriftlicher Arbeiten vergeben und sollten zukünftig öfter auch mündlich abfragen, ob Inhalte verstanden wurden.“

Die Studie: Joerg von Garrel, Jana Mayer, Markus Mühlfeld (2023): Künstliche Intelligenz im Studium - Eine quantitative Befragung von Studierenden zur Nutzung von ChatGPT & Co. Online unter: doi: 10.48444/h_docs-pub-395

Mehr zum Thema KI-Tools in der Lehre in unserem Wissenschaftsmagazin impact: https://impact.h-da.de/