Meldung - Einzelansicht

h_da-Präsidium protestiert gegen Umgang mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Türkei

Das Präsidium der Hochschule Darmstadt (h_da) verurteilt den Umgang mit Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft in der Türkei. Damit unterstützt sie die Protestnoten der Hochschulrektorenkonferenz und der European University Association. Darüber hinaus setzt sich die h_da in einem Protestbrief an die Istanbul Aydin University für die Rücknahme eines entlassenen Kollegen ein und äußert ihre Sorge um den Fortgang der Kooperation beider Bildungseinrichtungen. 

Die Stellungnahme des Präsidiums, die per E-Mail an alle Hochschulmitglieder verschickt wurde, im Wortlaut:

 "Sehr geehrte Angehörige der Hochschule Darmstadt,

das Präsidium der Hochschule Darmstadt (h_da) protestiert gegen die jüngsten Eingriffe in die Führungsstruktur und Bewegungsfreiheit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Hochschulen der Türkei.

Alle Dekane türkischer Universitäten waren am 19. Juli 2016 vom Zentralen Hochschulrat (Yükseköğretim Kurulu) zum Rücktritt aufgefordert worden. Alle 1577 Dekane waren daraufhin dieser Aufforderung zum Rücktritt gefolgt. Mit Beschluss vom 20. Juli 2016 wurden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Lehrkräften zudem Dienstreisen ins Ausland untersagt, und diejenigen, die sich im Ausland befinden, wurden zur Rückkehr in die Türkei aufgefordert.

Die Hochschule Darmstadt unterstützt die Protestnoten der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) sowie der European University Association (EUA), die diese drastischen Einschnitte in die akademischen Freiheiten umgehend scharf kritisiert hatten:

„While there has been global and unanimous support for the democratically elected government of Turkey in reaction to the military coup, the measures introduced today go in the wrong direction. More than ever Turkey needs freedom of speech, public and open debate, as advocated by its strong university sector, committed to internationally recognised university values, the principles of academic freedom, free expression and freedom of association”, heißt es unter anderem im Statement der EUA vom 19. Juli.

An der h_da sind wir davon überzeugt, dass Hochschulen ein Ort des unabhängigen Denkens, der Meinungsvielfalt und Toleranz sein müssen.  Nur so können wir junge Menschen befähigen, die Welt und die Zukunft unserer Gesellschaft mit zu gestalten. Nur so können wir unsere Studierenden zu Kritikfähigkeit, sozialer Verantwortung und politischer Teilhabe befähigen. Diese Ziele sind für uns zentral. Daher haben wir sie auch in unserem Leitbild festgehalten.

Ebenfalls Teil unseres Leitbilds ist es, unseren Studierenden zu ermöglichen, sich auf die Anforderungen einer globalisierten Arbeitswelt vorzubereiten und die Fähigkeit zur interkulturellen Zusammenarbeit zu entwickeln. Verbote von Auslandsreisen, wie gerade in der Türkei für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verfügt, stehen diesem Wert diametral entgegen.

Die Hochschule Darmstadt unterhält zahlreiche Programme zum Studierendenaustausch mit Universitäten weltweit, auch mit Hochschulen in der Türkei. Beispielsweise pflegt der h_da-Fachbereich Gestaltung mit der Istanbul Aydin University seit mehreren Jahren einen lebendigen Austausch von Studierenden und Lehrenden im Rahmen des ERASMUS-Programms.

Ein engagierter Förderer des Austausches an dieser Partneruniversität wurde von der Universitätsleitung kürzlich entlassen. Grund war seine Unterzeichnung der Petition „Wir werden nicht Teil dieses Verbrechens sein“ der Initiative Academics for Peace, welche sich Anfang 2016 für Verhandlungen statt militärischer Gewalt im Umgang mit der kurdischen Opposition ausgesprochen hatte. In ihrem Protestbrief an die Istanbul Aydin University setzt sich die h_da für eine Rücknahme seiner Entlassung ein und äußert Sorge um den Fortgang der Kooperation beider Bildungseinrichtungen."