Ein vollverglaster Kubus am Zugang zum Innenhof des Atriums am Fachbereich Architektur der Hochschule Darmstadt (h_da) zieht neuerdings die Blicke auf sich. Tritt man bis an die Scheiben heran, zeigt sich, dass im Untergrund der Hochschule reges Treiben herrscht. Dort im Untergeschoss, wo noch vor wenigen Jahren Lagerräume waren, erstreckt sich auf 230 Quadratmetern das neue, lichtdurchflutete Lernzentrum des Fachbereichs. Studierende der Architektur und Innenarchitektur haben hier ab sofort semesterübergreifend einen Raum für Austausch, Diskussion und Recherche. Von Beginn an waren Studierende mit in das Konzept für das neue Lernzentrum eingebunden.
Der Hauptzugang erfolgt über den Glaskubus, von dort aus betritt man das Lernzentrum über eine Betontreppe mit einem Stahlgeländer, dessen Oberfläche rau und unbehandelt wirkt. Ein Vorgeschmack auf den besonderen Mix der Materialien im Lernzentrum, der dem Raum Charakter gibt: hier ein Blick auf eine rohe Betonwand, dort auf weiß verputzte Wände. Die Holzbänke sind mit Filz belegt, dazu ein Gussasphaltboden und bewusst offen liegende Rohrsysteme und Leitungen.
Diese Vielfalt zeigt sich auch in den Möglichkeiten, wie das Lernzentrum genutzt werden kann. Direkt am Fuße der Treppe lädt ein Holztresen zunächst zum spontanen Austausch ein. Von hier aus unterteilt sich das Lernzentrum in zwei Bereiche. Im Seminar- und Arbeitsbereich kann in Gruppen gelernt werden. Dieser Bereich befindet sich in Teilen direkt unter dem Glaskubus, so dass viel Licht einfällt und durch Blickkontakte mit Passanten zusätzlich ein kommunikatives Klima entsteht.
Im Seminar- und Arbeitsbereich haben nun auch die Tutorinnen und Tutoren des Fachbereichs ein eigenes Areal. Hier sind sie direkt ansprechbar für die Studierenden und können eigene Sprechzeiten anbieten. Auf Wunsch lässt sich der Bereich mit einen Vorhang flexibel aufteilen, zum Beispiel wenn ein Seminar stattfindet und Tutoren sich gleichzeitig mit Studierenden austauschen.
Im Loungebereich des Lernzentrums steht entspanntes Lernen im Vordergrund. Hier lässt sich fläzend arbeiten und Kreativität tanken. Via Großbildmonitor kann dort künftig präsentiert werden. Zum Loungebereich wird auch die Möglichkeit gehören, auf ein digitales Archiv mit guten studentischen Arbeiten und digitalen Sammlungen zuzugreifen. Fast die komplette Wandfläche in diesem Bereich wird als Ausstellungsfläche dienen, zum Beispiel für die regelmäßige Präsentation ausgewählter Semesterarbeiten.
"Das neue Lernzentrum soll Treffpunkt für Projektteams sein und die Möglichkeit eröffnen, in kleinen Gruppen in entspannter Atmosphäre zu arbeiten. Daher war es uns sehr wichtig, im Lernzentrum verschiedene Umfelder zu schaffen", erläutert Fabian P. Dahinten, Master-Student am Fachbereich, der wie auch Master-Studentin Katharina Körber seit Projektstart vor gut vier Jahren dabei ist.
Der Initiator des Lernzentrums ist Prof. Mathias Lengfeld, der Wert darauf gelegt hat, von Beginn an Studierende einzubinden. "Sie haben Konzept und Räumlichkeiten mitentworfen und das Lernzentrum bis zum Bauantrag mitgeplant", sagt er. Gut zwei Millionen Euro beträgt das Bauvolumen. Finanziert wurde dies mit Mitteln aus dem Hochschulpakt 2020 des Landes Hessen und aus hochschuleigenen Mitteln.
"Im Zuge der Arbeiten wurden die ehemaligen Lagerräume auch energetisch saniert, zusätzlich größere Fenster eingebaut und Lichtschächte erweitert", erläutert Eduard Neufeld, Projektleiter seitens der Abteilung Bau und Liegenschaften. Mit in die Sanierung einbezogen wurden vom Fachbereich Bauingenieurwesen zuvor ebenfalls meist als Lagerfläche genutzte Räume, die an das Lernzentrum anschließen. Zugunsten des neuen Lernzentrums verzichtete der Fachbereich auf einen Teil seiner Fläche und nutzt die sanierten Räume auf 90 Quadratmetern nun unter anderem als studentischen Arbeitsbereich für kleinere Gruppen im Bereich der Baustoffkunde sowie als Arbeitsraum, in dem zum Beispiel Beton geschliffen, vor- und nachbearbeitet und in Wasser gelegt werden kann.
Da das Atriumgebäude denkmalgeschützt ist, galt es für das Projektteam aus dem Fachbereich Architektur, dies in der Planung mitzubedenken. "Insbesondere die Verbindung des Innenhofs im Atrium mit der davorliegenden Wiese vor der Wasserbauhalle ist in besonderem Maße im Denkmalschutz des Gebäudes verankert. Um diesen Entwurfsgedanken wieder aufleben zulassen, ist der Glaskubus maximal transparent", beschreibt Fabian P. Dahinten. Zugleich war es dem Projektteam wichtig, das neue Lernzentrum als soziale Mitte des Fachbereichs zu verstehen und durch kurze Wege eine Verbindung zum Fachschaftsraum mit Lesbar und zum Café Milchbar herzustellen. Durch den neu geschaffenen Zugang über den Glaskubus ist dieser direkte Weg nun möglich.
Mit dem neuen Lernzentrum setzt der Fachbereich zudem sein Engagement fort, noch attraktivere Studienbedingungen zu schaffen. Entstanden sind bereits so genannte Freiflächen im Gebäude zur Arbeit im Team sowie Studios, Arbeitsräume mit mietbaren Einzel-Plätzen. Geplant ist zudem, den Innenhof im Sommer für Lehrveranstaltungen zu nutzen. "Mit diesen Maßnahmen und dem neuen Lernzentrum begegnen wir auch den stark gestiegenen Studierendenzahlen", erläutert Dekan Prof. Henning Baurmann. "Für das neue Lernzentrum wünschen wir uns, dass die Studierenden die besondere Atmosphäre wertschätzen und es aktiv weiter mitgestalten."