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Erster DAREA-Award für Geschlechtergerechtigkeit in MINT-Wissenschaften geht an Tübinger Neurowissenschaftlerin Anna Wolfram

Die Tübinger Neurowissenschaftlerin Anna Wolfram ist die Trägerin des ersten DAREA-Awards für Geschlechtergerechtigkeit in MINT-Wissenschaften. Die Hochschule Darmstadt (h_da) vergibt den neuen bundesweiten Award an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in akademischer und industrieller MINT-Forschung Geschlechtergerechtigkeit vorantreiben. Unkonventionell ist der Preis: Ein Comic-Buch, das die Forschungsarbeit und das Engagement der Preisträgerin illustriert. Es wird kostenfrei an Schulen verteilt und soll bei jungen Menschen das Interesse für naturwissenschaftlich-technische Berufe steigern.

Von Simon Colin, Redakteur Hochschulkommunikation

Die Neurowissenschaftlerin und organische Chemikerin Anna Wolfram promoviert derzeit als Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung an der Universität Tübingen und der Universidad Castilla-La Mancha in Spanien im Bereich Neuro-Onkologie. Neben ihrer naturwissenschaftlichen Forschung engagiert sich die DAREA-Award-Trägerin stark für Geschlechtergerechtigkeit in MINT. Ihre preisgekrönte Studie zum „Leaky Pipeline“-Phänomen widerlegt die These, Frauen verließen MINT-Karrieren aus persönlichen Präferenzen, und beleuchtet stattdessen strukturelle Barrieren, die Frauen vom Verbleib in akademischen Spitzenpositionen abhalten.

Als Koordinatorin des Netzwerks „Frauen mit Format“ an der Goethe-Universität Frankfurt stärkt Anna Wolfram die Sichtbarkeit und Vernetzung von Frauen in Wissenschaft und Wirtschaft. International engagiert sie sich im Diversity-Team des International Younger Chemists Network. Hier konzipiert sie Webinare zu den Themen Vielfalt, Gleichheit und Inklusion, etwa zu „Women in Chemistry“. Auch in ihrer Lehre setzt sie auf Diversity-Themen, unter anderem im Seminar „Beyond the Baby Question“, das Gender-Bias in MINT beleuchtet. Zudem wirkt sie in der Bildungsinitiative IG Friedenstaube mit Workshops zur Geschlechtergleichstellung an Berliner Schulen, in Kooperation mit Partnern wie UN Women Deutschland.

„Mit vielfältiger Wissenschaftskommunikation, Mentoring und internationalen Netzwerken trägt Anna Wolfram maßgeblich dazu bei, Frauen in MINT sichtbarer zu machen und nachhaltige Veränderungen in Wissenschaft und Gesellschaft anzustoßen“, sagt die Jury-Vorsitzende Dr. Barbara Voith: „Sie gestaltet Wissenschaft als Raum für Vielfalt und zeigt, was es bedeutet, Diversität nicht nur zu fordern, sondern vorzuleben. Sie beweist und macht sichtbar, dass MINT-Fächer Raum brauchen – für Neugier, Unterschiedlichkeit und Rückhalt.“

Hintergrund zum DAREA-Award

Der Preis geht zurück auf eine Initiative von Prof. Dr. Michael Becker und Studierenden vom Fachbereich Chemie- und Biotechnologie der Hochschule Darmstadt. Im Vorjahr wurde Prof. Becker von der Unicum-Stiftung als Professor des Jahres in der Kategorie Naturwissenschaften/Medizin ausgezeichnet. Gefördert wird der DAREA-Ehrenpreis vom Gleichstellungsbüro der h_da im Rahmen des „Ideenwettbewerbs gendergerecht!“

Unkonventionell ist der in Aussicht stehende Preis: ein von h_da-Studentin Cedda Ucan eigens gestaltetes Comic-Buch, das die Forschungsarbeit und das Engagement der prämierten Person kreativ darstellt. Das Comic-Buch wird kostenfrei an Schulen verteilt und soll bei jungen Menschen das Interesse für naturwissenschaftlich-technische Berufe steigern. Die Preisträgerin wird zudem für einen Keynote-Vortrag an die h_da eingeladen.

Der DAREA-Jury gehören Fachleute aus Wissenschaft, Industrie und Gleichstellungsvertretungen an. Bewertungskriterium ist einerseits die Wirkung des Engagements innerhalb akademischer Wissenschaft oder Industrie, zum Beispiel durch Initiativen oder Maßnahmen, die Karrierechancen von Frauen verbessern. Andererseits zählt die Vorbildfunktion in der MINT-Wissenschaft, zum Beispiel durch den persönlichen Einsatz in Gremien und Netzwerken sowie in der Öffentlichkeit für mehr Diversität.

Alle Infos: https://darea-award.de/

DAREA-Award-Preisträgerin Anna Wolfram (Mitte) mit Award-Initiator Prof. Dr. Michael Becker (Hochschule Darmstadt) und Jury-Vorsitzender Dr. Barbara Voith (links)