Mehr als 200 Vertreterinnen und Vertreter der neun EUT+-Partnerhochschulen kamen vergangene Woche (21.-23.5.2024) an der Hochschule Darmstadt (h_da) zusammen, um ihre Kooperation zu intensivieren und gemeinsame Vorhaben auf europäischer Ebene voranzutreiben. Im Zentrum des Treffens standen die Themen Forschung und Nachhaltigkeit.
Von Christina Janssen, Redakteurin Hochschulkommunikation, 27.5.2024
Wie genau die Forschungszusammenarbeit der „European University of Technology“ (EUT+) Gestalt annimmt, ließ sich beim Workshop der Forschungsgruppe zu Nanomaterialien und Nanotechnologie (EUTINN) beobachten. Sieben EUT+-Partner mit insgesamt 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nahmen daran teil. Auf dem Programm standen neben einer wissenschaftlichen Konferenz, zu der die Gruppe bereits ein Book of Abstracts veröffentlicht hat, auch eine Poster-Session zum informellen Austausch und Laborführungen. Die EUTINN-Forschenden haben bereits erfolgreich Drittmittelprojekte auf EU-Ebene eingeworben und planen nun auf Grundlage des Darmstädter Treffens weitere gemeinsame Vorhaben. Die Bandbreite an Themen reicht von der quantenchemischen Grundlagenforschung bis hin zu praktischen Anwendungen von Nanomaterialien in Medizin oder Raumfahrt. Auch ihre Lehrangebote möchte die Nanotechnologie-Gruppe über alle Campusse enger verzahnen, um mittelfristig die Grundlagen für einen gemeinsamen Studiengang zu schaffen.
Gründung Europäischer Forschungsinstitute
Um die Forschungszusammenarbeit auf europäischem Level voranzutreiben, plant die EUT+-Allianz die Gründung von „European Research Institutes“ zu Themen wie Nanotechnologie, Data Science und Nachhaltigkeitswissenschaften. Die Arbeit an den grundlegenden Regularien für die Gründung von Forschungsinstituten ist in Darmstadt ein großes Stück vorangekommen. Dies ist die Basis dafür, dass Forschende im EUT+-Verbund künftig in idealer Weise Synergien nutzen, Projekte effizient umsetzen und somit die Sichtbarkeit von EUT+ in Europa wie weltweit stärken können.
Zu diesem Zweck wurde auf der „EUT+ Darmstadt Week“ auch an einer übergreifenden Forschungsstrategie gearbeitet. Anhand eines Analysetools, das in Darmstadt vorgestellt wurde, sollen zukünftige Forschungstrends identifiziert werden. Auf dem Weg zur Gründung einer „EUT+ Graduate School“ sollen im nächsten Schritt die Möglichkeiten gemeinsamer Promotionsverfahren ausgelotet werden. Geplant sind außerdem Angebote für Promovenden aller EUT+-Standorte in Form von Online-Vorlesungen, Fortbildungen, Summer oder Winter Schools und mehr Unterstützung für die Mobilität.
Nachhaltigkeit – eines der Kernthemen von EUT+
Ein inhaltlicher Schwerpunkt der Darmstadt-Woche war das Thema Nachhaltigkeit: Das EUT+ „Sustainable Sciences Lab“ war mit 40 Teilnehmenden aller neun EUT+-Hochschulen vertreten. Die Teilnehmenden erörterten gemeinsam mit internationalen Expertinnen und Experten zentrale Fragen ihres Fachgebiets. Der rote Faden, der die Keynotes und Diskussionsrunden verknüpfte, lautete: „Sustainability science: what’s in a name?”. Die Gruppe spannte den Bogen von Grundsatzthemen wie den Wechselwirkungen von Natur und Kultur über Methoden der Nachhaltigkeitswissenschaften bis hin zu konkreten Fragen der Zusammenarbeit mit Politikerinnen und Politikern, um wissenschaftsbasierte Entscheidungsfindungen in unseren Demokratien zu befördern. Ergänzt wurde das Programm durch Kurzimpulse und Postersitzungen. "Während dieses Workshops haben wir das Sustainability Science Lab von einer Idee in eine Gemeinschaft verwandelt", so die Bilanz aus Teilnehmerkreisen.
Passend dazu fand im Rahmen der „EUT+ Darmstadt Week“ am Dienstagabend eine Podiumsdiskussion in der Darmstädter Schader-Stiftung statt. Im Zentrum stand hier die Frage, welche konkreten Herausforderungen die grüne Transformation für Europa bedeutet. Ganz praktisch knüpft das „EUT+ Green Office“ an diesen Gedanken an: Eine seiner Aufgaben ist es, für die EUT+-Allianz ein System zur Messung des „Nachhaltigkeitsstatus“ zu implementieren. In Darmstadt wurde nun beschlossen, als Basis hierfür eine umfassende Analyse und Priorisierung der einzelnen für die Nachhaltigkeit relevanten Themen für die EUT+-Allianz zu erstellen.
EUT+ - eine wichtige Stimme auf der europäischen Bühne
Die EUT+-Rektorinnen und –rektoren befassten sich nach dem offiziellen Abschluss des von der EU-Kommission geförderten Projekts „Joint European Degree Label in Engineering“ (JEDI) mit den Ergebnissen und den sich daraus ergebenden Perspektiven. EUT+ hatte sich gemeinsam mit anderen Hochschul-Allianzen an dem Projekt beteiligt, das – wie eine Reihe weiterer EU-geförderter Projekte – auf die Entwicklung gemeinsamer europäischer Hochschulabschlüsse abzielte. Auf Grundlage der Ergebnisse stellte die Europäische Kommission inzwischen den „Blueprint for a European Degree“ vor. Aus Sicht von EUT+ ein großer Erfolg. Insgesamt werde die EUT+-Allianz in Brüssel als wichtiger Akteur wahrgenommen, wenn es um die Weiterentwicklung des europäischen Hochschulraumes gehe, erklärten die Rektor*innen auf ihrem Treffen in Darmstadt. Dies zeige sich auch darin, dass Vertreterinnen und Vertreter von EUT+ regelmäßig zu Panels und politischen Events auf europäischer Ebene eingeladen würden.
Weitere Arbeitsgruppen und Exkursionsprogramm
Auf der EUT+ Darmstadt Week trafen sich auch Vertreterinnen und Vertreter aus dem Themenbereichen Architektur und Umweltingenieurwesen, die Arbeitsgruppe zur gemeinsamen IT-Infrastruktur und das European Communications Office (ECOMO). Das EUT+ Student Board mit Repräsentant*innen von sechs Standorten erörterte gemeinsam mit den Mitgliedern des ECOMO Maßnahmen, um das Engagement der Studierenden in der EUT+-Allianz zu stärken. Das Communications Office arbeitete zudem am Kommunikationskonzept für die Allianz sowie an EUT+-Printpublikationen und Merchandising-Produkten. Aus dem ECOMO heraus formierten sich in Darmstadt zwei Gruppen, die sich speziell der Social-Media-Arbeit bzw. der Entwicklung des Corporate Designs von EUT+ widmen werden.
Beim „Social Event“ auf dem Campus Dieburg der Hochschule Darmstadt waren am Mittwoch alle Gäste zum informellen Netzwerken bei Live-Musik und hessischen Spezialitäten eingeladen. Auf einer Campustour erkundeten die Gäste die Fachbereiche Wirtschaft und Media der h_da. Am Donnerstag stand zum Abschluss eine Exkursion zum GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt auf dem Programm.
Hintergrund
Die neun EUT+-Partnerhochschulen aus ganz Europa arbeiten gemeinsam an der Vision eines neuen Hochschultyps – der „Europäischen Universität“. Seit 2020 wird das Vorhaben, zur „European University of Technology“ (EUT+) zusammenzuwachsen, von der EU-Kommission unterstützt. Ziel der Allianz ist es, als eine der ersten technologieorientierten europäischen Universitäten einen Beitrag zur weiteren europäischen Integration zu leisten und sich auf EU-Ebene zu einem dynamischen Akteur an der Schnittstelle zwischen Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zu entwickeln. In den Bereichen Lehre, Forschung und Transfer wird dazu die Zusammenarbeit zwischen den neun Partnern auf allen Ebenen intensiviert. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Fragen der Nachhaltigkeit. Die Europäische Kommission möchte mit der „European Universities Initiative“ zur Schaffung eines europäischen Bildungsraums beitragen und insgesamt bis zu 60 solcher Hochschulverbünde finanziell fördern.
Die neun Partner der „European University of Technology“
+ Cyprus University of Technology - Cyprus (CUT)
+ Darmstadt University of Applied Sciences - Germany (HDA)
+ Riga Technical University - Latvia (RTU)
+ Technical University of Cartagena - Spain (UPCT)
+ Technical University of Cluj-Napoca - Romania (UTCN)
+ Technical University of Sofia - Bulgaria (TUS)
+ Technological University Dublin - Ireland (TU Dublin)
+ University of Cassino and Southern Lazio - Italy (UNICAS)
+ University of Technology of Troyes - France (UTT)
Weiterführende Links
Website European University of Technology
European Universities Initiative