Für den Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft müssen Menschen aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Bürgerschaft an einem Strang ziehen. Hierzu beigetragen hat in den vergangenen fünf Jahren das Transferprojekt „Systeminnovation für Nachhaltige Entwicklung“ (s:ne) der Hochschule Darmstadt (h_da) durch den Aufbau eines regionalen Innovations-Ökosystems. Gemeinsam mit ihren Partnern haben die Forschenden der h_da zum Projekt-abschluss mit der Schader-Stiftung Bilanz gezogen und skizziert, wie der nötige Systemwandel in der Region weiter voranschreiten kann.
Von Simon Colin, Redakteur Hochschulkommunikation
Verkehrswende und Stadtentwicklung, Klimawandel oder auch nachhaltige Produktions- und Konsumweisen: Vielen Unternehmen wie Kommunen brennen ähnliche Themen unter den Nägeln. Das Projekt s:ne konnte in den vergangenen Jahren dazu ermutigen, dass sich Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft noch enger vernetzen, um gemeinsam neue Wege hin zu einer Nachhaltigen Entwicklung einzuschlagen. Die h_da und ihre Partner haben hierfür wissenschaftliches Know-how mit Wissen aus der Praxis verbunden, um mit neuen Ideen und Initiativen auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen zu reagieren.
Gefördert wurde dieses auf 5 Jahre angelegte Projekt von Bund und Land Hessen seit 2018 und noch bis Ende 2022 im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“. Partner im Vorhaben sind das Darmstädter Institut Wohnen und Umwelt (IWU), das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), das Öko-Institut, die Schader-Stiftung, die Software AG, RTI Sports und die Unternehmensberatung e-hoch3.
Im s:ne-Kontext entstanden sind in den vergangenen Jahren Projekte wie etwa der lokale Lastenrad-Lieferdienst „LieferradDA“, der für andere Formen des Konsums sensibilisiert. Auch das derzeit entstehende „Darmstadt Vehikel“ für Pendelnde ist mit dem s:ne-Projekt verbunden. Der Impuls für den inzwischen eingeführten Darmstädter Mehrwegbecher kam ebenfalls aus dem h_da-Transferprojekt. Projekte zur nachhaltigen Stadtentwicklung liefen und laufen mit Kommunen wie Darmstadt, Dieburg, Bensheim, Michelstadt oder Erbach. Die durch s:ne etablierten Darmstädter Tage der Transformation bieten ein jährliches, bundesweit beachtetes Kongressformat. Mit den im Rahmen von s:ne eingeführten Bürgerpanel-Befragungen zu Nachhaltigkeits-Themen richten sich die Forschenden auch direkt an die Bevölkerung.
Hinter diesen Schlaglicht-Projekten steht allerdings ein systemischer Ansatz. „Unter Systeminnovation verstehen wir, dass sich unsere aktuellen Konsum- und Produktionsweisen mit den dahinterstehenden (Infra-)Strukturen ändern müssen. Notwendig sind mutige Lösungen außerhalb der etablieren Routinen, die zwischen Akteuren aus unterschiedlichen Bereichen und mit unterschiedlichen Perspektiven gemeinsam entstehen“, erläutert s:ne-Projektleiterin Dr. Silke Kleihauer. „Unsere Praxispartner haben alle einen Handlungsdruck hinsichtlich Nachhaltiger Entwicklung. Das kann eine Kommune sein, die vor dem Verkehrskollaps steht. Oder eine Branche, die die Notwendigkeit sieht, ihre Lieferketten nachzuvollziehen. Wenn die Partner aus der Praxis dann erkennen, dass Wissenschaft weiß, wie das System tickt und die Probleme versteht, entsteht Vertrauen und hieraus echte, systemübergreifende Innovationen, von denen die Gesellschaft insgesamt profitiert. s:ne hat den Weg hierfür gut geebnet.“
Den Erfolg des transformativen Ansatzes sieht auch Alexander Gemeinhardt, Vorstandsvorsitzender der Schader-Stiftung: „Durch s:ne ist die Hochschule Darmstadt noch näher an Bedarfe der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft herangerückt. Die h_da ist vielfältig auf dem Weg einer nachhaltigen Hochschule, s:ne war ein entscheidender Treiber dabei und hat nicht zuletzt eine Vielzahl von jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausgebildet, die an verschiedenen Orten weiter wirken werden.
Ab 2023 fasst die Hochschule Darmstadt ihre Transferaktivitäten mit Fokus auf Nachhaltige Entwicklung unter einer neuen Nachhaltigkeits-Plattform, der Innovations- und Transformationsplattform für Nachhaltige Entwicklung (itp:ne). Nachhaltigkeits-Forschende aus s:ne und aus der Hochschule insgesamt kooperieren hierüber auch künftig mit Akteuren aus Stadt und Region in einem transdisziplinär arbeitenden Zentrum für Nachhaltigkeit.
„Wir sind eine Hochschule für Nachhaltige Entwicklung und möchten unseren Teil dazu beitragen, dass die Gesellschaft auf die großen Herausforderungen unserer Zeit angemessen reagieren kann“, sagt Prof. Dr. Nicole Saenger, Vizepräsidentin für Forschung und Nachhaltige Entwicklung an der h_da. „In den vergangenen Jahren ist unter Studierenden, Forschenden, Lehrenden und Beschäftigten eine Dynamik entstanden, die im Grunde Keimzelle für s:ne war. Mit unserer neuen Nachhaltigkeits-Plattform möchten wir diese Dynamik gemeinsam mit unseren Praxispartnern weiterführen.“