Die hochkarätig besetzte, hochschulöffentliche Tagung wird veranstaltet von der Antidiskriminierungsstelle der h_da. Die Moderation der Veranstaltung übernimmt die Journalistin Marion Kuchenny.
11 Uhr: Begrüßung und Informationen
11.30-12.30 Uhr: Vortrag
Quantitative und qualitative Perspektiven auf zeitgenössischen Autoritarismus. Warum Menschen sich für autoritäre Strukturen und Herrschaftsverhältnisse wie Antisemitismus und Rassismus begeistern können
Referierende: Dr. Ayline Heller und Dr. Charlie Kaufhold
12.30-13.30 Uhr: Dialogische Räume und Mittagspause – Kunst, Musik, Kulinarisches
Workshop:
Begegnungen mit dem persönlichen Fremden im Spiegel der Kunst
Prof. Dr. Lisa Niederreiter, Fachbereich Soziale Arbeit, h_da
13.30-14.30 Uhr: Vortrag
Umkämpfte Solidaritäten: Antisemitismus, antimuslimischer Rassismus und der Streit um öffentliche Narrative in Deutschland nach dem 7. Oktober
Referierende: Saba-Nur Cheema und Prof. Dr. Meron Mendel
14.30-15 Uhr: Dialogische Räume
15-16 Uhr: Podiumsgespräch mit allen Referierenden, h_da-Präsident Prof. Dr. Arnd Steinmetz sowie Fragen aus dem Publikum
Warum Menschen sich für autoritäre Strukturen und Herrschaftsverhältnisse wie Antisemitismus und Rassismus begeistern können.
Autoritarismus ist irrational. Seit Langem versuchen die Sozialwissenschaften zu verstehen, warum Menschen sich für autoritäre Strukturen und Herrschaftsverhältnisse wie Antisemitismus und Rassismus begeistern können, obwohl sie damit mitunter gegen ihre eigenen Interessen handeln. Zur Untersuchung scheinbar irrationaler Verhaltensweisen bietet eine sozialpsychologisch-psychoanalytische Perspektive einen geeigneten Rahmen: Welche (unbewussten) Konflikte bringen Menschen dazu, Andere abzuwerten und autoritäre Parteien und Bewegungen zu unterstützen? Welche unterschiedlichen Ausdrucksformen einer autoritären Dynamik finden sich (auch über die Zeit hinweg)? Und: Wie wirkt sich Autoritarismus in den Psychen von Menschen aus, die ein demokratisches Selbstverständnis haben?
Um diesen Fragen nachzugehen, werden in dem Vortrag quantitative und qualitative Untersuchungen zu zeitgenössischem Autoritarismus präsentiert. Ziel des Vortrags ist es, die sonst oftmals getrennten Forschungsperspektiven der quantitativen und qualitativen Forschung in einen Dialog zu bringen und somit autoritäre Dynamiken in ihrer Vielschichtigkeit verstehen und begreifen zu können.
Dr. Ayline Heller ist Postdoc für Vergleichbarkeit von Umfragedaten bei GESIS – Leibnitz-Institut für Sozialwissenschaften in Mannheim. Als Mitherausgebende der Leipziger Autoritarismus Studien forscht Ayline Heller zu Entstehungsbedingungen rechtsextremer und autoritärer Einstellungen sowie zu Nachwirkungen des Nationalsozialismus in (Ost- und West-)Deutschland.
Dr. Charlie Kaufhold forscht aus einer psychoanalytischen Perspektive zu Autoritarismus, Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und Transfeindlichkeit sowie zu psychosozialen Bedeutungen des Klimawandels. 2024 hat Charlie Kaufhold mit einer tiefenhermeneutischen Studie zum »Nationalsozialistischen Untergrund« an der Justus-Liebig-Universität Gießen und der International Psychoanalytic University Berlin die Promotion abgeschlossen.
Der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und die darauffolgende entgrenzte Kriegsführung Israels im Gazastreifen haben in Deutschland zu einer tiefgreifenden Verschärfung öffentlicher Debatten geführt. Jüdinnen und Juden sehen sich hierzulande einer massiven Zunahme antisemitischer Bedrohungen und Anfeindungen ausgesetzt, während zugleich muslimische Communities und Personen, die als muslimisch markiert werden, verstärkt Diskriminierung, Generalverdacht und rassistische Übergriffe erleben. Der Vortrag analysiert diese parallelen Dynamiken und zeigt, wie Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus nicht nur nebeneinander bestehen, sondern sich in medialen und politischen Diskursen überlagern, gegeneinander ausgespielt oder instrumentalisiert werden.
Saba-Nur Cheema ist Politologin, Publizistin und forscht als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Goethe-Universität zu Antisemitismus unter Kindern. Von 2015-2021 war sie Pädagogische Leiterin der Bildungsstätte Anne Frank. Von 2020-2023 war sie Mitglied des Expertenkreises Muslimfeindlichkeit, der nach den Anschlägen in Hanau von der Bundesregierung einberufen wurde. Außerdem ist sie Präsidiumsmitglied des Goethe-Instituts.
Prof. Dr. Meron Mendel ist Publizist, Professor für Soziale Arbeit und Leiter der Bildungsstätte Anne Frank. In seiner Jugend- und Studentenzeit in Israel war Mendel in vielen israelisch-palästinensischen Friedensinitiativen aktiv. Seit 2001 lebt er in Deutschland. Sein Buch „Über Israel reden. Eine deutsche Debatte“ (Kiepenheuer & Witsch) wurde für den Deutschen Sachbuchpreis 2023 nominiert. Meron Mendel und Saba-Nur Cheema wurde am 1. Oktober 2024 das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Der Mittagsworkshop lädt ein zu kürzeren oder längeren Erkundungen eigener nicht ganz bewusster Abwehrreaktionen gegen „Anderes“ und „Fremdes“. Diese sind mitunter der Motor für Tendenzen (immer noch) selbst zu diskriminieren, abzuwerten oder auszugrenzen, obwohl wir glauben/wünschen, dem nicht (mehr) zu unterliegen.
Wir arbeiten mit Methoden der Kunstbetrachtung und künstlerischer oder schriftlicher Weitergestaltung; das Teilen der Erfahrungen in der Gruppe wird nicht erwartet!
Prof. Dr. Lisa Niederreiter ist Kunst- und Sonderpädagogin, Dipl. Kunsttherapeutin, Künstlerin, langjährige psychosoziale Atelierarbeit in klinischen Settings, Dozentin für Ästhetik und Kommunikation an der Hochschule Darmstadt und an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, künstlerische Therapien in Nürtingen, Forschung und Publikationen, freie Atelierarbeit.
Sie können sich über die Plattform Anny zu dieser Veranstaltung anmelden.
Die Veranstaltung findet im Erdgeschoss des Hochhauses (C10) statt. Die h_da Campusmaps erleichtern die Orientierung auf dem Campus.