Katrin Strelecki ist ausgebildete Werbekauffrau und hat Betriebswirtschaftslehre im letzten Diplom-Studiengang an der h_da studiert. International zu arbeiten, war immer das Ziel der gebürtigen Rheinländerin, die einen Teil ihrer Kindheit in Italien verbrachte. Nach Stationen in verschiedenen Medienagenturen, arbeitet die h_da-Alumna heute als Internationale Media Managerin beim Süßwarenhersteller Haribo.
Die Reaktionen sind immer gleich: „Wenn die Leute hören, dass ich für Haribo arbeite, dann strahlen sie und jeder zählt sofort seine Lieblingsprodukte auf“, lacht Katrin Strelecki. Fünf Jahre ist die h_da-Alumna, Mädchenname Bulander, jetzt für das Familienunternehmen tätig, aber diese Reaktionen haben für sie nach wie vor eine große Faszination. „Haribo ist ein Sympathieträger. Irgendwie fühlen sich die Menschen oft an ihre Kindheit erinnert“, vermutet sie. Freunde melden sich noch immer prompt bei ihr, wenn sie eine neue Werbung für Goldbären, Haribo Konfekt oder Colo-Rado im Fernsehen gesehen haben. Dabei ist Katrin Strelecki zwar International Media Managerin im Unternehmen, erklärt jedoch: „Unser Team ist für die Media-Strategie verantwortlich, nicht aber für die Konzeption der Werbespots.“ Eine weitere begeisterte Nachfrage wird immer gestellt: Gibt es eine Extraportion Süßes für Haribo-Beschäftigte? Mit einem Lächeln erzählt die 41-Jährige, dass sie bei der Entwicklung neuer Produkte auch mal probieren darf. Mitarbeitende können zudem über die Musterabteilung Süßigkeiten fürs Büro beziehen. Doch schrankweise Gummibärchen oder Lakritz bunkert sie weder im Büro noch daheim. „Ich kann mich da zurückhalten.“ Fast entschuldigend räumt Strelecki ein, dass sie eigentlich auch sehr gerne Schokolade isst.
Im Headquarter in Grafschaft bei Bonn entwirft die Diplom-Betriebswirtin und Media-Expertin in einem sechsköpfigen Team die internationalen Mediaplanungen für den Süßwarenhersteller für bis zu 23 Länder. Sie berät und unterstützt das lokale Marketing in den einzelnen Märkten und arbeitet mit den lokalen Mediaagenturen zusammen. Was wird beworben, mit welcher Strategie, welche Zielgruppen sollen angesprochen werden und über welche Medien? Wie sehen Marktsituation und Perspektiven aus, wie laufen die jeweiligen Werbekampagnen und wie lassen sie sich optimieren? Auch Budgets und Finanzen behält sie im Auge und gibt Empfehlungen. „Unser Team ist ein Bindeglied zwischen der Haribo-Holding und den Länderverantwortlichen“, verdeutlicht sie ihre Position. Im Team zuständig ist Strelecki für rund ein Dutzend Länder und Gebiete, darunter Italien, Frankreich, Spanien, Asien, Australien und Osteuropa. „Jedes Land hat seine lokalen Produkte und Besonderheiten“, sagt sie. Während es etwa in Dänemark unterschiedliche Lakritz-Produkte gibt und Lakritz generell im Norden beliebter ist als im Süden, werden für die asiatischen Märkte Produkte wie „Happy Grapes“ angeboten. Geschmack und Produkte sind divers und somit auch das Marketing.
Die h_da-Alumna liebt die Ländervielfalt und ihre kulturellen Eigenarten. Vor der Corona-Pandemie war sie viel auf Geschäftsreisen unterwegs, das fehlt ihr derzeit, weil alle Meetings durch Videokonferenzen ersetzt wurden. Katrin Strelecki ist mehrsprachig aufgewachsen. Sie spricht Italienisch, Französisch, Englisch und etwas Spanisch. Ihr Vater, Diplom-Ingenieur für Verfahrenstechnik, war bei einem US-amerikanischen Unternehmen angestellt und zog mit seiner Familie beruflich nach Bergamo, als die Tochter sieben Jahre alt war. Eigentlich wollten die Eltern in Italien bleiben, weshalb die drei Kinder italienische, nicht internationale Schulen besuchten. Als es dann nach drei Jahren doch zurück nach Deutschland ging, landete die damals Zehnjährige in der vierten Grundschulklasse in Zwingenberg an der Bergstraße. „Ich habe gerne Italienisch gesprochen, Deutsch war daher anfangs mein Schwachpunkt“, erinnert sie sich. Im Gymnasium jedoch war ihr Faible für Italienisch ein klarer Vorteil beim Lernen weiterer romanischer Sprachen.
Schon früh war klar, „dass ich beruflich etwas mit Sprachen machen möchte“. Aber nicht als Übersetzerin, sondern mehr in Richtung einer Arbeit mit internationalen Kunden. Weil sie Werbung schon zu Schulzeiten spannend fand, ließ sie sich bei der internationalen Mediaagentur Carat in Wiesbaden zunächst zur Werbekauffrau ausbilden. Doch weil sie später in verantwortlicher Position arbeiten wollte, fiel die Entscheidung für ein anschließendes klassisches Betriebswirtschaftslehre-Studium an der Hochschule Darmstadt 2004 ganz bewusst. „Ich wollte einen administrativen Background haben, betriebswirtschaftliche Abläufe kennen, wissen wie Buchhaltung funktioniert“, sagt sie. Die Hochschule Darmstadt wählte sie nicht nur wegen der Nähe zum damaligen Wohnort an der Bergstraße. „Die h_da hatte einen guten Ruf und darauf schauen auch Personaler. Außerdem gefiel mir die Praxisorientierung.“ Als sie mit rund 60 BWL-Studierenden ihr Studium auf dem Campus Dieburg begann – es war der letzte Diplom-Studiengang vor der Umstellung auf Bachelor- und Masterabschlüsse – schätzte sie die deutlich spürbare Praxiserfahrung der Dozierenden besonders. Bammel hatte sie nur vor der Mathematik, „Mathe war ja entscheidend für das Studium.“ Doch sie hatte Glück, fand einen Professor, der ihr Mathematik durch Praxisbeispiele näherbrachte. „Und danach war Mathe plötzlich nicht mehr so abstrakt“, berichtet sie. Wolfgang Hoffmeister hieß der Professor für Wirtschaftsmathematik, Statistik und Investitionsrechnung.
An die Studienzeit erinnert sie sich gerne. Im Darmstädter Martinsviertel wohnte sie in einem Haus mit anderen Studierenden. „Ich habe die Zeit genossen.“ Während des Studiums und in den Semesterferien arbeitete sie weiterhin in der Wiesbadener Mediaagentur. Den internationalen Aspekt behielt sie im Auge, knüpfte Kontakte zu Nestlé und absolvierte dort das Praxissemester. Die in Bad Honnef geborene Rheinländerin studierte BWL mit Schwerpunkt Marketing, Finanzierung und Controlling. Ihre Diplomarbeit schrieb sie bei Professor Michael Röhrig in Zusammenarbeit mit der Abteilung Media Communication von Nestlé Deutschland. Thema: „Strategisch-taktischer Einsatz und Effizienzmessung für Neue Medien – Business Chancen für die Nestlé Deutschland AG“.
Nach dem Studium zu Nestlé zu wechseln, wäre eine Option gewesen, aber zu dieser Zeit war in der Kommunikationsabteilung im Bereich Media keine Stelle frei und so ging Katrin Strelecki zurück in die Werbebranche. Auch dank ihrer Mehrsprachigkeit landete sie 2008 bei der Agentur MPG der Havas Media Group in Frankfurt am Main und half dort, ein internationales Team aufzubauen. „Mein erster Kunde war Hugo Boss“, erinnert sie sich. Zwei Jahre später wechselte sie zur MediaCom Agentur für Media Beratung in Düsseldorf, wo sie bis 2015 zur Gruppenleiterin und Senior Account Managerin im internationalen Bereich aufstieg. Dort kümmerte sie sich um internationale Kunden wie die Telekom, Nikon, Deichmann oder VW. „Die Diversität hat mich gereizt“, sagt sie.
In der Region rund um die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt lebt sie nun schon viele Jahre; seit 2016 ist sie mit einem Architekten verheiratet. Vor fünf Jahren dann kam der Wechsel zu Haribo. Beworben hat sich Katrin Strelecki selten für Stellen. „Ich wurde glücklicherweise immer abgeworben“, berichtet sie. Ihr Ziel, international und in verantwortlichen Positionen zu arbeiten, hat sie erreicht. Die Ausbildung an der h_da schuf eine Grundlage dafür, sagt sie.
Astrid Ludwig
November 2020