Gérard Schwarz hat einen Diplomabschluss in Informationsrecht an der Hochschule Darmstadt gemacht. Als Jurist gearbeitet hat er jedoch nie. Stattdessen wurde aus dem Darmstädter ein erfolgreicher Werbefilm-Regisseur. Die Produktionen seiner Firma „Vollbild Film“ haben schon zahlreiche Preise geholt.
Eigentlich war Gérard Schwarz schon nach ein paar Semestern klar, dass er diesen Beruf, den er gerade studierte, nie ergreifen würde. Eingeschrieben hatte er sich für ein juristisches Grundstudium mit der Spezialisierung auf Informationsrecht. In einem Gerichtssaal wäre der 39-Jährige nie gelandet, eher in der Unternehmensberatung oder einer auf Urheber- oder Markenrechtsfragen spezialisierten Anwaltskanzlei. „Interessiert haben mich diese Themen schon, aber ich habe immer deutlicher gespürt, dass ich lieber kreativ oder künstlerisch arbeiten wollte.“ Der Gedanke an ein Design-Studium hatte ihn schon nach dem Abitur gereizt, „aber ich habe mich nicht an eine Mappe oder Bewerbung herangetraut“, erzählt er.
Das künstlerische Selbstvertrauen fehlte also zunächst, nicht aber der Durchhaltewillen. Abbrechen wollte Gérard Schwarz sein einmal begonnenes Informationsrecht-Studium nicht. „Ich wollte einen Abschluss machen“, betont der h_da-Alumnus. Nach neun Semestern hatte der gebürtige Groß-Gerauer das Diplom als Informationsrechtler in der Tasche, entschied sich dann aber doch für einen kreativen Beruf. In der Agentur seines Vaters begann er als freier Mediengestalter zu arbeiten, wechselte später in die Sportredaktion von T-Online. „Dort kam ich das erste Mal mit Bewegtbildern und Film in Kontakt“, berichtet er.
Für das T-Online-Filmformat „Sportkolleg“ arbeitet Schwarz mit an Dreh, Schnitt und Animation. Ein Aha-Erlebnis. Danach begann er selbst kurze Filme und Animationen zu produzieren. 2011 gründete er mit einem Kollegen das Start-up „Vollbild Audiovisuell“ – heute heißt seine Firma „Vollbild Film“ – und fand endlich zum lang ersehnten kreativen Hauptberuf. Image- und Werbefilme sind Gérard Schwarz' Spezialgebiet. „Wir erzählen Geschichten rund um eine Marke“, erklärt er seine Arbeit. Mit sechs Festangestellten und einigen freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern residiert Schwarz in einer renovierten Hinterhof-Werkstatt im Woogsviertel in Darmstadt. Das passende Ambiente für ein Filmteam.
Schwarz' Team hat schon für große Marken wie Siemens, Mastercard, Opel, Aldi, Adidas oder auch Skoda gedreht. Zwei-Minuten Filme oder auch Werbe-Spots, die nicht nur das Produkt vorstellen, sondern eine Geschichte drumherum erzählen. „Wir zeigen die menschliche Dimension, die emotionalen Aspekte einer Marke“, erzählt der h_da-Alumnus. Als „Storytelling“ beschreibt der 39-Jährige, dessen Mutter aus Malaysia stammt, seine Vorgehensweise als Regisseur und künstlerischer Leiter bei solchen Drehs. Die Präsentation eines Siemens-Brandmelders etwa verknüpfte Gérard Schwarz mit der Geschichte und den Aufnahmen rund um einen Bierbrauer: Bei dessen Arbeit herrschen hohe Temperaturen – weshalb er sich auf die Sicherheit verlässt, die ihm ein Brandmelder bietet. Ein Werbefilm, für den „Vollbild Film“ in der Branche zahlreiche Preise bekam.
Der Familienvater liebt seine Arbeit. Sie führte ihn nach Australien, wo er in einem Museum drehte, oder nach New York in eine Schule. „Man lernt Orte und Menschen kennen, die man sonst sicherlich nicht kennengelernt oder getroffen hätte“, sagt er. Wie etwa auch Jogi Löw und die Fußball-Nationalmannschaft, als er für den DFB einen Film über sie drehte. Der Darmstädter sammelt spannende Einblicke, die er in emotionale Bilder fassen kann. Das macht für Gérard Schwarz den Reiz seiner Tätigkeit aus. Dabei überrascht er durchaus mit ungeahnten neuen Geschäftsideen. Weil er gerne Pizza isst und experimentierfreudig ist, eröffnete er 2018 mit seiner Schwester und einem Freund zusammen die Pizzeria Mono am Riegerplatz in Darmstadt. „Ich wollte etwas Neues schaffen und sehen, ob es funktioniert“, sagt er. Der 39-Jährige steht jedoch nicht an der Theke, sondern hat auch hier das Marketing übernommen.
Die Corona-Krise hat in der Werbebranche Spuren hinterlassen. „Viele Projekte liegen derzeit auf Eis“, erzählt der Geschäftsführer. Seine Firma musste wie so viele Kurzarbeit anmelden, doch Schwarz bleibt Optimist. „Wir werden schon durchkommen. Viele Kunden erwachen gerade wieder aus der ersten Schockstarre.“ Imagefilme, ist er überzeugt, würden auch in Zukunft gebraucht, vielleicht sogar mehr als vorher. Positive Erfahrungen macht der Alumnus ebenso mit seinem Pizzeria-Betrieb, der derzeit als Hol- und Lieferservice weiterläuft. „Wir erleben sehr viel Unterstützung und Solidarität der Darmstädter“, freut sich Gérard Schwarz.
Astrid Ludwig
Mai 2020