Mit elf Fachbereichen und 2.500 Studierenden beginnt der Lehrbetrieb an der FH Darmstadt im Wintersemester 1971/72. Ankerpunkt ist das Hochhaus, das bereits ab 1965 mehrere staatliche Ingenieurschulen beheimatete, die nun in die FH übergehen. Hierzu zählen unter anderem die Vorgängereinrichtungen der heutigen Fachbereiche Architektur, Bau- und Umweltingenieurwesen, Elektrotechnik- und Informationstechnik sowie Maschinenbau und Kunststofftechnik. Der Fachbereich Gestaltung ist auf der Mathilden-höhe angesiedelt.
Der Fachbereich zieht von seinem Standort in der Escholl brücker Straße in Räume in der Hochschulstraße/Schlossgartenstraße am Herrngarten, die zur Technischen Hoch- schule gehören. Vier Jahrzehnte später gelingt 2017 der langersehnte Auszug aus den inzwischen hoffnungslos veralteten Räumlichkeiten in einen hochmodernen Neubau auf dem Campus Schöfferstraße.
Die Fachhochschule Darmstadt führt als erste hessische FH Informatik als Hauptfach-Studium ein. Dies legt zugleich den Grundstein für den neuen Fachbereich Informatik. Als erste Hochschule bundesweit ersetzt die FH Darmstadt 22 Jahre später im Zuge der Bologna-Reform 1999 das Informatik-Diplom durch die neuen einheitlichen Abschlüsse Bachelor und Master.
Mit der Gründung des Fachbereichs Informatik wird aus dem bisherigen Fachbereich Mathematik, Naturwissenschaften und Datenverarbeitung ab dem Wintersemester 1977/78 der Fachbereich Mathematik und Naturwissenschaften. Aus ihm geht 1990 der seinerzeit mindestens bundesweit einmalige Aufbau-Studiengang Optotechnik und Bildverarbeitung hervor.
Der Fachbereich Sozialpädagogik zieht aus dem Hochhaus in das nahe gelegene Areal in der Adelungstraße. Ende der achtziger Jahre wird dort ein Erweiterungsbau bezogen. Bis 2017 ist hier der Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit beheimatet, seit 2017 der Fachbereich Soziale Arbeit.
Erstmals erhält die FH Darmstadt ein eigenes Logo. Zwei Kommunikationsdesign-Studentinnen des Fachbereichs Gestaltung entwickeln eine typografische Lösung mit einer Kombination der Buchstaben F, H und D. Gut 20 Jahre steht FHD für Fachhochschule Darmstadt, bis zum neuen Corporate Design 2006.
In nur sechs Monaten wird nahe des Hochhauses an der Stephanstraße ein Neubau für den Fachbereich Maschinenbau errichtet. Zunächst für zehn Jahre gedacht, wird der Gebäudetrakt bis heute vom Fachbereich genutzt.
Bereits 1985 kauft das Land Hessen zugunsten der FH Darmstadt große Teile des ehemaligen Burda-Verlagskomplexes in der Schöfferstraße, direkt gegenüber des Hoch-hauses. Bis 1990 werden die Gebäude aufwändig umgebaut. Heute sind hier unter anderem die IT-Abteilung, das Hochschulrechenzentrum, Seminarräume und insbesondere die Zentralbibliothek mit Lernzentrum beheimatet.
Der Fachbereich Informatik zieht in einen Neubau an der Stephanstraße, nahe der Zentralbibliothek. Zehn Vorlesungssäle, Büros sowie Arbeits- und Laborräume stehen zur Verfügung. Bis heute ist der Fachbereich hier beheimatet.
Studierenden der Fachhochschule Darmstadt gelingt eine Pionierleistung. Gemeinsam mit der HEAG schließen sie den bundesweit ersten Vertrag für ein Semesterticket. Es ermöglicht Studierenden die kostengünstige ÖPNV-Nutzung. Heute bieten praktisch alle deutschen Unis und Hochschulen ihren Studierenden ein solches Ticket. Rückendeckung hatten die Studierenden vom Präsidium der Hochschule erhalten, darunter Ellen Göbel, die 1991 als erste Kanzlerin der Hochschule ihre Arbeit beginnt und bis 2014 im Amt sein wird.
1992 erwirbt das Land Hessen den am Haardtring in direkter Nachbarschaft zu Wella gelegenen Gebäudekomplex des Uhrenherstellers Dugena. Der Zukauf erweitert das Campus-Areal deutlich. Unter anderem die Kunststofftechnik (ab 1997) sowie große Teile der Verwaltung und auch das Präsidium finden ab 1994 auf dem Gelände Platz. 1995 eröffnet auf dem Areal zudem die zweite Mensa der Hoch schule. Die ebenfalls vom Studierendenwerk Darmstadt betriebene Hauptmensa befindet sich bis heute in direkter Nachbarschaft zum Hochhaus.
Im Wintersemester 1997/98 gründet sich der Fachbereich Wirtschaft. Heute ist er in Darmstadt und Dieburg beheimatet. Zuvor wurde bereits 1990 der neuartige Studiengang Energiewirtschaft eingeführt, zunächst als Aufbaustudium, heute als etablierter Bachelor- und Master-Studiengang.
Das Land Hessen kauft das ehemalige Areal der Ingenieur- Akademie der Deutschen Bundespost, ab 1971 FH Dieburg, die hier seit 1968 insbesondere Nachrichtentechniker ausbildete und als inzwischen privatisierte Deutsche Telekom ihre Hochschule nun aus ökonomischen Gründen abstößt. Die h_da siedelt hier ihre Fachbereiche Media und Wirtschaft an. Auf dem heutigen Medien- und Wirtschaftscampus studieren derzeit 3.500 junge Menschen in hochmodernen Laboren inmitten denkmalgeschützter Räumlichkeiten. Erhalten geblieben ist unter anderem die große Aula mit 1.200 Plätzen. Weichen müssen hingegen 2012 die legendären Wohntürme der FH Dieburg. Hier findet sich heute Wohnbebauung.
Nach dem Semesterticket (1991) ergreifen Studierende der Fachhochschule Darmstadt auch die Initiative für das bundesweit erste Theaterticket. Seit dem Wintersemester 2002/03 erhalten Studierende der h_da freien Eintritt in fast alle Vorführungen des Staatstheaters Darmstadt. Das Theaterticket macht seitdem an Unis und Hochschulen in ganz Deutschland Schule. Heute können die h_da-Studierenden auch kostenfrei in drei freie Bühnen der Stadt: Theater Mollerhaus, Hoffart-Theater und Theater im Pädagog. Seit 2021 ermöglicht auch das Landesmuseum den Studierenden freien Eintritt – das Theaterticket wird zum Kulturticket.
Seit seiner Gründung im Wintersemester 2002/03 ist der Fachbereich Media am Campus in Dieburg ansässig. Von Film über Games und Sound bis hin zu Journalismus, Kommunikation und Information werden hier Medienprofis ausgebildet. Einen Grundstein für den späteren Fachbereich legte die h_da bereits 1997 mit dem neuen Studien- gang Media System Design, ein interdisziplinärer Zusammenschluss von Bereichen wie Gestaltung, Informatik, Natur-, Sozial- und Kulturwissenschaften sowie Wirtschaft.
Die Biotechnologie der h_da bezieht ein in Containerbauweise errichtetes Gebäude am Botanischen Garten auf dem Gelände der TU Darmstadt. Erst 2017 wird sie eine eigene Heimat auf dem h_da-Campus erhalten können.
Nach 35 Jahren benennt sich die Fachhochschule Darmstadt einem bundesweiten Trend folgend um in Hochschule Darmstadt mit dem Zusatz University of Applied Sciences. Dies soll den Fokus auf Angewandte Wissenschaften hervorheben. Mit der Umbenennung erhält die Hochschule auch ein neues Corporate Design inklusive prägnantem Kürzel: h_da. Dies steht seitdem für die Hochschule. Die früher oft mit Hochschule assoziierte Technische Hochschule Darmstadt (TH) hatte sich bereits 1997 umbenannt in Technische Universität (TU).
Der Gebäudekomplex des Fachbereichs Gestaltung in direkter Nachbarschaft zum heutigen Weltkulturerbe-Areal Mathildenhöhe wird nach umfangreichen Sanierungsarbei ten wiedereröffnet. Ein Glasanbau über dem ehemaligen Vorhof dient als neuer attraktiver Eingang und vergrößert die Ausstellungsflächen des Fachbereichs.
Nach aufwändiger Sanierung füllt sich das Hochhaus im Wintersemester 2011/2012 wieder mit Leben. Das Ergebnis kann sich innen wie außen sehen lassen und macht das h_da-Hochhaus zu einem der neuen Wahrzeichen der Stadt. Speziell die gezackten Aluminiumblenden auf der Südseite geben dem imposanten Solitär Charakter. Und wie für Gebäude mit Charakter üblich, hat das Hochhaus auch schnell einen unter Studierenden geprägten, liebvollen Spitznamen: Käsereibe. Dass die neue Fassade auch in Fachkreisen als besonders gelungen eingeschätzt wird, zeigen 2013 gleich zwei Auszeichnungen mit dem Deutschen Fassadenpreis und dem Deutschen Architekturpreis.
Das Gebäude der h_da-Zentralbibliothek, der ehemalige Burda-Komplex, wird energetisch saniert. Zugleich erhält das Gebäude eine aufmerksamkeitsstarke neue Fassade, die mit der neuen Hochhausfassade harmonisch korrespondiert. Architektin ist die Darmstädterin Ramona Buxbaum.
2013 und 2015 eröffnet die auf fast 15.000 Studierende angewachsene h_da direkt gegenüber des Hochhauses neue Hörsaalgebäude mit zwei Hörsälen pro Gebäude, die je gut 150 Personen fassen. Für die h_da sind dies die bislang größten Hörsäle, denn im Gegensatz zu einer Massenuniversität lernen Studierende an der h_da meist in kleineren Gruppen.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Deutsche UNESCO-Kommission zeichnen die h_da 2014 erstmals und 2017, 2019 und 2021 erneut als Vorbild für Nachhaltige Entwicklung aus. Im Rahmen des UNESCO-Programms „Bildung für nachhaltige Entwicklung: die globalen Nachhaltigkeitsziele verwirklichen (BNE 2030)“ würdigt die unabhängige Jury die konsequente Ausrichtung der h_da auf Nachhaltige Entwicklung.
Eine Änderung im Hessischen Hochschulgesetz bedeutet einen Meilenstein für die Hochschulen des Landes: Die Fachhochschulen firmieren um in Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs). Dies bringt fortan noch besser zum Ausdruck, für was auch die h_da traditionell steht. Damit endet die Ära der Fachhochschulen in Hessen.
Das neue Gesetz bringt zudem mit sich, dass die hessischen HAWs in forschungsstarken Bereichen das Promotionsrecht erhalten und somit nun auch Doktortitel verleihen können. Das Land Hessen reagiert hiermit als bundesweiter Pionier auf die zunehmende Forschungsstärke der HAWs. Die h_da ist heute an zwei Promotionszentren beteiligt: Angewandte Informatik und Soziale Arbeit. Eigenständig betreibt die h_da das Promotionszentrum Nachhaltigkeitswissenschaften. Den Doktortitel in Nachhaltigkeitswissenschaften „Dr. rer. sust“ verleiht nur die h_da.
Endlich am zentralen h_da-Campus vereint ist der Fachbereich Chemie- und Biotechnologie in einem nagelneuen Gebäude mit hochmodernen Laboren, Hörsälen, Arbeitsplätzen und einem von außen einsehbaren, zweigeschossigen Technikum. Hingucker an der Fassade ist der 20 Meter hohe, blaue Stahlring in Form eines „Os“, der als Kunst am Bau spektakulär am Gebäude lehnt. Das O von Künstler Norbert Radermacher symbolisiert das Atom Sauerstoff.
Die Gesellschaftswissenschaften und die Soziale Arbeit werden eigenständige Fachbereiche. Während die Soziale Arbeit am Standort in der Adelungstraße bleibt, ziehen die Gesellschaftswissenschaften an den Haardtring. Dort ist auch das Sozial- und Kulturwissenschaftliche Begleitstudium angesiedelt, ein integriertes Studium Generale, von dem alle h_da-Studierenden seit Gründung der Hochschule profitieren und das seinerzeit in dieser Form bundesweit einmalig war.
Gemeinsam mit sieben weiteren europäischen Hochschulen und Universitäten wird die h_da Teil der European University of Technology (EUt+). Ziel ist der Aufbau einer europäischen Hochschule mit engen Kooperationen in Bereichen wie Lehre und Forschung. Auch gemeinsame europäische Studienabschlüsse sind geplant.
Im Neubau direkt neben dem Hochhaus dreht sich ab sofort alles um die Anliegen der Studierenden. Zentrale Service- und Beratungsangebote sind hier gebündelt. Im Erdgeschoss betreibt das Studierendenwerk das Campusrestaurant „Schöffers“.
Simon Colin