Alles im Fluss
Anna Herbst ist seit Oktober 2021 Referentin für Transfer und das Zentrale Alumni-Management der h_da. Das Thema Weiterbildung durchzieht ihre Vita wie ein roter Faden: erst als Forschungsgegenstand, dann als praktische Aufgabe und stets als ihre Leidenschaft. Menschen auf dem Weg zu ihren Zielen zu unterstützen, macht sie glücklich. Als zweifache Mutter bewahrt sie auch in komplexen Situationen Ruhe und Durchblick. Ins Rudern kommt sie nur privat, das jedoch gerne.
Aufgeweckt, aber ruhig, rational, aber aufgeschlossen – die ersten Eindrücke, die man von Anna Herbst gewinnt, bestätigen sich im Gespräch mit ihr. Die 38-Jährige ist interessiert, freundlich und wertschätzend. Bildung und Weiterbildung waren die Leitsterne ihres bisherigen beruflichen Wegs. „Jede meiner Stationen hat mir spannende unterschiedliche Perspektiven und Skills mitgegeben“, sagt sie. Begleitend hat sich Anna Herbst vielfältig fortgebildet: in Projektmanagement und konstruktiver Gesprächsführung, zu Online-Marketing, Prozessoptimierung oder Content Management Systemen. „Ich bin neugierig und mir wird einfach schnell langweilig“, sagt sie beinahe entschuldigend und lächelt. Auf diesen Erfahrungsschatz und ihren großen Methodenkoffer kann die Medienpädagogin in ihrer neuen Funktion als Referentin Transfer und Zentrales Alumni-Management bauen.
Anna Herbst wurde in Groß-Gerau geboren – und der Wissensdurst ihr offenbar in die Wiege gelegt. Auf dem Weg zum Abitur an einem Darmstädter Gymnasium waren Mathe und Englisch ihre Leistungskurse. Sie begann ein Lehramtsstudium an der Frankfurter Goethe-Uni, Fächer: Deutsch und Sozialkunde. „Mir ist aber schnell klar geworden, dass ich lieber mit Erwachsenen arbeiten möchte“, erzählt sie. Also wechselte sie ins Magister-Studium an die TU Darmstadt mit den Fächern Pädagogik, Psychologie und Rechtswissenschaft. Die richtige Wahl: „Das Studium hat mir eine tolle Mischung geboten – von abstrakten Themen wie der Kritischen Bildungstheorie bis Case Studies im Arbeitsrecht. Im Studium habe ich gelernt zu lernen und mich selbst zu strukturieren.“
Studentische Mitarbeiterin, Kassiererin, Stipendiatin
Als studentische Mitarbeiterin am Pädagogik-Institut, Arbeitsbereich Bildung und Technik, leitete Anna Herbst Tutorien, begleitete Forschungsprojekte, arbeitete in der ComputerStudienWerkstatt und begründete ein Projekt zur Entwicklung einer studentischen Online-Lernumgebung mit. „Nebenbei jobbte ich viele Jahre als Kassiererin an der Tankstelle, im Backshop oder als Ferienspielbetreuerin“, erzählt sie. Keine Gefahr also, sich im wissenschaftlichen Elfenbeinturm zu verlieren.
Im Studium begeisterte sie sich früh für Weiterbildung und dafür, individuelle Bildungsprozesse und gesellschaftliche Entwicklung integriert zu denken. „Ich habe mich intensiv mit den Umweltbedingungen befasst, unter denen Menschen sich entwickeln und bilden können.“ Bei ihrem Abschluss in Medienpädagogik 2010 stand für Anna Herbst fest: „Ich wollte forschen und eine wissenschaftliche Karriere einschlagen.“ Das tat sie als Stipendiatin im DFG-Graduiertenkolleg „Qualitätsverbesserung im E-Learning durch rückgekoppelte Prozesse“. Bis Anfang 2015 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in verschiedenen Projekten, teilweise jenen, die sie schon als studentische Mitarbeiterin betreut hatte, beriet Studierende in der Abschlussphase und schulte studentische Lehrende.
Kids und Kursänderung
„Veränderung passiert sowieso – deshalb ist es wichtig, sie mitzugestalten.“ Dieser Satz, den Anna Herbst eher beiläufig fallen lässt, verrät viel über ihre Grundhaltung. Aus der sich eine folgende berufliche Kursänderung erklärt. „Ich habe meinen Schwerpunkt in den Projekten mehr und mehr darauf gelegt Forschungsergebnisse in die praktische Anwendung zu bringen.“ Sie finde es wichtig, Erfolgreiches zu verstetigen, betont sie – im Wissenschaftsbetrieb leider nicht immer gegeben. „Dann kamen Zwillinge in mein Leben und haben es gründlich auf den Kopf gestellt“, erzählt Anna Herbst. „In Summe gab das den Ausschlag, mich neu zu orientieren und die Promotion – zumindest erst einmal – an den Nagel zu hängen.“ Als sie knapp ein Jahr nach der Geburt wieder in den Job einstieg, hielt sie Ausschau nach einer nicht an Projekte gekoppelten Anstellung. „Ich wollte mal etwas anderes machen, als an der Hochschule zu arbeiten“, blickt sie zurück auf die Phase, in der sie zudem die einjährige Fortbildung „Systemische und Lösungsorientierte Beratung“ absolvierte. Sie prüfte viele Optionen, führte mehrere Bewerbungsgespräche und landete schließlich: an der anderen Darmstädter Hochschule.
Im Frühjahr 2015 übernahm Anna Herbst eine einjährige Elternzeitvertretung als Studienberaterin am Student Service Center (SSC) der h_da. „Ein Jahresvertrag – das war aus meinem Erfahren heraus eine richtig lange Zeit“, sagt sie lachend. Die Tür, die sich danach öffnete, führte sie wieder mitten hinein in ihr angestammtes Thema. Im Bereich Weiterbildung und Duales Studienzentrum wurde sie 2016 Programm-Managerin für die berufsbegleitenden und dualen Studienprogramme des Fachbereichs Wirtschaft. „Damit“, sagt sie, „war ich endgültig von der Forschung in die Praxis umgestiegen – aber immer noch nah dran“.
„Ich bringe mich gerne aktiv ein“
Anna Herbst engagiert sich in bildungsbezogenen Arbeitskreisen, Verbänden und Gremien, seit 2021 auch als Mitglied des Senats und zweier Senatsausschüsse der h_da. Innerhalb solcher Strukturen etwas zu bewegen, verlangt mitunter langen Atem und Frustrationstoleranz. Warum tut sie sich das an? „Weil ich mich gerne aktiv einbringe und mitgestalte! Zum Beispiel beim Thema Internationalisierung, das ich für Forschung und Lehre für sehr wichtig halte.“ Ja, räumt sie lächelnd ein, an der „Work-Life-Family-Balance“, wie sie es nennt, müsse sie regelmäßig nachjustieren. „Aber im Großen und Ganzen ist das gut machbar. Die Hochschule ist da als Arbeitgeber auch sehr hilfreich.“
Was treibt sie an? „Es macht mich glücklich, wenn ich anderen Menschen ermögliche, ihre Ziele zu erreichen“, bringt es die 38-Jährige auf den Punkt. Private Glücksmomente haben meist mit Natur und ihren Kindern zu tun. Anna Herbst reist und wandert gerne. „Ich mag das Meer und den Norden – fand aber zum Beispiel auch Slowenien toll. Und Südamerika, natürlich! Ich finde es spannend, wie vielfältig Kulturen und Gesellschaften sind und wie unterschiedlich Menschen ticken.“ Die Neugier schlägt sich also auch in ihren Freizeitinteressen nieder. Wobei Paddeln und Rudern ihre liebsten Hobbys sind. Der Altrhein rund um den Kühkopf ist ihr Heimatrevier. Wenn möglich, verknüpft sie einmal im Jahr Wassersport und Reisen. 2021 hat sie sich den norwegischen Telemarkkanal erpaddelt. Und als Hobby-Fotografin viele Natureindrücke im Bild festgehalten.
Neue Aufgabe, nächste Qualifikation
Im Oktober 2021 hat Anna Herbst die Stelle als Referentin Transfer und Zentrales Alumni-Management angetreten. „Das ist eine neue, spannende Möglichkeit für mich“, freut sie sich. „Meine Aufgaben sind nun breiter angelegt und ganz nah an meinen Kernthemen: im Transfer geht es darum, Forschung und Praxis zusammenzubringen, in der Alumni-Arbeit darum, Menschen auf ihrem Weg zu unterstützen.“ Sie hat sich einiges vorgenommen: „Im Transferbereich will ich Forschende unterstützen mit ihren Transferaktivitäten sichtbarer zu werden, möchte Strukturen und Angebote ausbauen, um neue Aktivitäten im Austausch mit Wirtschaft und Gesellschaft anzustoßen.“
Alumni-Beauftragte war Anna Herbst bereits in ihrer vorherigen Funktion. Nun treibt sie das Thema von zentraler Stelle voran. „Ich will unseren Alumni passende Angebote machen und so erreichen, dass sie mit der Hochschule in Verbindung bleiben und ihre Studienzeit sie auch noch nach ihrem Abschluss bereichert.“ Ab Ende Mai bildet sie sich zur „Referentin Alumni-Management“ fort – und erwirbt damit eine weitere Qualifikation, von der sie, die h_da und ihre Alumni profitieren werden.
Autor
Daniel Timme
Februar 2022