Joachim Hecker

Joachim Hecker hat Elektrotechnik an der Hochschule Darmstadt studiert, mit Schwerpunkt Telekommunikation. Er hätte bei der Telekom landen können oder in einem anderen internationalen Unternehmen. Stattdessen ist er Journalist geworden und erfolgreicher Jugendbuchautor. Der Alumnus der h_da macht Radiosendungen beim WDR und geht weltweit auf Tournee mit einer Experimentier-Show für neugierige Menschen. Hecker will schon die Kleinen für Naturwissenschaften begeistern.

Joachim Hecker mag, wenn es zischt und knallt. Sein Lieblingsexperiment ist das brennende Buch. Dessen Seiten bestehen aus mit Feuerzeugbenzin getränkten Pads. Ein Funke reicht und Flammen zündeln empor. "Wenn ich das Buch dann zuklappe, erhält das Feuer keinen Sauerstoff mehr und erlischt", erklärt er. Ein einfaches, aber sehr eindrucksvolles Experiment, mit dem er seine kleinen und großen Zuschauer immer wieder begeistert. Als Hecker im Herbst 2016 auf Vortragsreise damit auch in die USA kam, machte der gebürtige Mainzer eine neue Erfahrung. Der Schuldirektor war skeptisch: Lassen sich diese Experimente etwa leicht nachmachen, wollte er wissen. In den USA, hat der Wissenschaftsjournalist erlebt, "können die meisten Schüler kein Feuerzeug bedienen." Die Angst in den Schulen vor Schäden, aufgebrachten Eltern, sofort alarmierten Anwälten oder Klagen ist groß. Hecker hat dennoch sein brennendes Buch vorführen dürfen. Schließlich ist die Erkenntnis elementar, dass Feuer durch Sauerstoffmangel erstickt werden kann. Und Nachahmer gab es anschließend auch keine...

An 15 Standorten - von Thailand bis Alaska - machte Joachim Hecker mit seiner naturwissenschaftlichen Show Station. Er reiste auf Einladung des Auswärtigen Amtes und der Goethe-Institute in den jeweiligen Ländern. Gedacht waren die Auftritte als Unterstützung für Deutschlehrer und Institute, die Deutsch unterrichten und zunehmend in Konkurrenz zu Sprachen wie Spanisch und Chinesisch, beziehungsweise Mandarin stehen. Es war ein neuer Ansatz, Interessenten für die deutsche Sprache und für die sogenannten MINT-Fächer zu gewinnen. Die Show und Heckers Experimente kamen gut an. Und für den 52-Jährigen war es eine tolle Erfahrung - wenn auch zuweilen etwas skurril. In Alaska etwa, erzählt er, war er bei der Familie eines Mathematik-Lehrers eingeladen. Der ging am Abend auf Elchjagd. Per Satellitentelefon gab der Vater anschließend die Koordinaten des erlegten Tieres durch und die Familie kam mit dem Rad nach, um beim Abtransport zu helfen. Rund 200 Kilo Fleisch waren das: "Die Ration für`s ganze Jahr".

Joachim Hecker hatte schon als Jugendlicher ein Faible für technische und naturwissenschaftliche Themen. "Ich habe immer gerne Elektronisches gebastelt und gelötet. Daher dachte ich, ich mache das zum Beruf." Er entschied sich 1988 für ein Studium der Elektrotechnik mit Schwerpunkt Telekommunikation an der Fachhochschule Darmstadt, wie die h_da damals noch hieß. Das Studium gefiel ihm. "Doch nach dem Abschluss merkte ich, dass mir auch viele andere Dinge noch Spaß machten." Eine Zeitlang dachte er daran, Schauspieler zu werden, dann Journalist. Schon während des Studiums hatte er Artikel für lokale und auch überregionale Medien verfasst. In Hagen in Nordrhein-Westfalen machte Hecker schließlich ein Volontariat bei der Westfalenpost, begann seine Laufbahn als Lokalredakteur, doch ein Praktikum im Landesfunkhaus Dortmund des WDR brachte die Wende. Radio begeisterte ihn. "Ein autonomes, schnelles und lebendiges Medium", findet er.

Seine Liebe für die Naturwissenschaft konnte er auch hier einsetzen. "Ich hatte die Idee, Experimente für Kinder im Radio zu beschreiben." Daraus entstand "Heckers Hexenküche", ein Format, das nunmehr seit 16 Jahren erfolgreich auf Sendung ist. Reinhören kann man im Kinderradiokanal unter www.kiraka.de. Experimente im Radio? Funktioniert das? "Man muss sehr viel mehr erklären als etwa im Fernsehen", sagt Joachim Hecker. Schließlich sollen die Hörer die Experimente daheim oder im Unterricht ja nachmachen können. "Die Kinder haben dabei keine fertigen Bilder im Kopf. Man braucht viel mehr Fantasie."

Der Vater einer 16-jährigen Tochter bietet Mathe-Experimente an, lässt Luftballons quietschen, führt vor, wie sich aus Windeln auch Kunstschnee machen lässt. Ordentlich Krach macht seine Versuchsanordnung, bei der ein Metallspitzer in Essig aufgelöst wird. Dabei bildet sich Wasserstoff, den er in einem Luftballon auffängt, den die Kinder mit einem Feuerzeug und lautem Knall zerplatzen lassen. Experimente, die Joachim Hecker sich alle selbst ausdenkt. "Ich würde vermutlich Physik studieren, wenn ich mich nochmals für ein Studium entscheiden müsste", lacht er.

Die Experimente der Radiosendung stellte Hecker auch ins Internet. Daraufhin meldet sich ein Verlag, der daraus ein Buch machen und herausbringen wollte. Und so wurde aus dem Alumnus der h_da auch ein erfolgreicher Kinderbuchautor. Vier Bücher sind unterdessen von ihm erschienen: Das "Haus der kleinen Forscher", "Frag doch mal ... die Maus! Spannende Experimente", "Das große Baubuch - Abenteuer Elektronik mit LEDs" und jetzt "Das Raumschiff der kleinen Forscher". In allen nimmt er die kleinen und großen Leser mit auf Forschungsreise. Sein jüngstes Buch erzählt von drei Jugendlichen und einem Hamster, von Fantasiegeschichten, Freundschaften und der Wissenschaft. Und natürlich gibt es auch zahlreiche Anleitungen für Experimente.

Mit seinem neuen Buch geht Joachim Hecker wieder auf Leserreise. Die führt ihn neben Leipzig, Köln oder Hamburg ebenfalls nach Darmstadt. Auf Einladung der "Wissenschaftsstadt" führt er seine Show auf dem Marktplatz vor. Vielleicht bleibt dann auch noch Zeit, seiner alten Hochschule einen Besuch abzustatten. Mit Christine Haller, der Alumni-Referentin der h_da, hat er schon einmal einen Rundgang über den Campus unternommen. "Die Hochschule ist unheimlich gewachsen. Ich bin sehr beeindruckt", sagt Joachim Hecker. 

Autorin

Astrid Ludwig