Verantwortung statt Manipulation

Stefan Zillich kennt seine Profession aus vielen unterschiedlichen Blickwinkeln: Er startete als Fachbuchhändler, studierte "Information und Dokumentation" an der Hochschule Darmstadt, wechselte später in die Unternehmensberatung und zu einer Investmentbank. Damals wie heute unterstützt der h_da-Alumnus andere beim richtigen Umgang mit Informationen und hat sich mit seiner Firma "re:Quest" selbstständig gemacht.

In Zeiten, in denen alle von "Fake News" sprechen, vermeidet Stefan Zillich diesen Begriff ganz bewusst. Er spricht lieber davon, wie wichtig es ist, Manipulationsversuche zu erkennen und "zuverlässig zu arbeiten, ohne getäuscht zu werden". Gemeint ist immer dasselbe: Mit relevanten Inhalten die eigenen Ziele verfolgen und mit den Informationen aktiv und verantwortungsvoll umzugehen. Genau das hat der Alumnus der Hochschule Darmstadt in unterschiedlichen Facetten in seinem bisherigen Berufsleben gelernt und angewandt. 2011 hat er daraus seine eigene Geschäftsidee entwickelt und sich selbstständig gemacht. Seither berät er Unternehmen, Experten, Kulturschaffende bei der Recherche von Informationen, bei der erfolgreichen Präsentation von Inhalten, entwickelt Kommunikationskonzepte und bietet redaktionelles Arbeiten an. Für eine Fachgesellschaft konzipiert er Mitglieder-Fortbildungen und bietet darüber hinaus eigene Weiterbildungen an. Sein Businessmodell: Information und Content Handling; seine Firma "re:Quest" betreut Kunden von Frankfurt bis Berlin.

Menschenverstand und Sachkenntnis

Seine Arbeit, berichtet der gebürtige Freiburger, der heute in Berlin lebt, basiert vor allem auf drei Säulen: "Quellenkenntnis, Menschenverstand und Sachkenntnis". Diese drei Aspekte bestimmen viele seiner Projekte, bei denen es häufig um Informationsrecherche und Dokumentation geht. "Ich beobachte Hinweise aus der jeweiligen Branche oder zu einem Thema, überprüfe, ob die Inhalte relevant sind für den Kunden und gleiche sie zur Sicherheit mit weiteren Informationsquellen ab", beschreibt Stefan Zillich seine Vorgehensweise. "Geliefert wird, was der Kunde benötigt, zusammen mit dem Kontext zur Einordnung." Der Kundenkreis ist ganz unterschiedlich. Darunter sind zum Beispiel mittelständische Unternehmen, die sich oder ein Vorhaben im rechten Licht präsentieren, oder eine internationale Firma, die eine Publikation herausgeben oder Verbände, die ihre Beschäftigten zum Umgang mit Information schulen wollen. Oder auch der Künstler, für den er Rezensionen recherchiert und auswertet, Nutzungsrechte zur Wiederveröffentlichung einholt, um die Hinweise dann auf dessen Website einzuarbeiten.

Informationen, Inhalte, Worte und der Umgang damit haben den 53-Jährigen schon immer fasziniert. In Wiesbaden ließ er sich zum Fachbuchhändler ausbilden, besuchte die Schulen des Deutschen Buchhandels in Frankfurt, arbeitete fast ein Jahrzehnt lang anschließend bei der Buchhandlung Hugendubel in Frankfurt. "Ich habe dort alle Abteilungen kennengelernt und irgendwann habe ich gemerkt, dass mich die Inhalte der Bücher mehr interessieren als ihr Verkauf." Stefan Zillich begann, Fachliteratur zu lesen, damit er beispielsweise Fachfragen der Kunden im Bereich Jura und BWL besser beantworten konnte. "Ich wollte einschätzen können, um was es geht." Als er, eigentlich durch Zufall, Ende der 1990er Jahre auf den Studiengang "Information und Dokumentation" an der Hochschule Darmstadt stieß, wusste er, "dass ich studieren will". Die richtige Wahl: Acht Semester durchlief er bis zum Abschluss. 2001 machte er sein Diplom als Informationswirt. Eine lehrreiche Zeit, inklusive Pflichtpraktikum, das ihn auf neue Wege führte.

Ganz neue Bereiche

Der praktische Studienteil brachte Zillich in Kontakt mit der Unternehmensberatung KPMG in Frankfurt. "Das war eine Entdeckung für mich. Das erste Mal arbeitete ich in einem Unternehmen im Bereich Informationsrecherche." Die Begeisterung bestand auf beiden Seiten, denn nach dem Studium bot man ihm dort eine Stelle an. Ein paar Jahre blieb er bei KMPG, wechselte dann zur Investmentbank Drueker & Co., die später zu Leonardo & Co. Firmierte. "Die Arbeit dort war hochspannend", sagt er. "Ich lernte den Bereich Mergers & Acquisitions und Private Equity kennen. Durch die Zusammenarbeit mit den Beratern konnte ich mir eine umfassende fachliche Expertise aneignen." Zillich arbeitete in einer Informationsschnittstelle, wo internes Firmenwissen und Expertise von außen zusammenkamen und gezielt für Projekte und Prozesse verarbeitet wurden. Er richtete interne Weiterbildungen aus, hatte durch seine Aufgaben oft direkt Kontakt zu den Kunden des Unternehmens, "war ganz nah an den Projekten dran". Bis 2011 war er dort Leiter der Abteilung "Information Research". Dann kam der Augenblick, wo er merkte, "dass ich aus meiner Berufserfahrung heraus spannende Ideen entwickeln konnte, die ich für mich selbst und mehr selbstbestimmt umsetzen möchte". Er wechselte von Frankfurt nach Berlin, machte sich mit "re:Quest" selbstständig.

"gfwm THEMEN"

Ein besonderes Projekt hat er von Frankfurt nach Berlin mitgenommen. Schon seit 2004 ist Zillich Mitglied in der "Gesellschaft für Wissensmanagement" (GfWM), die in Deutschland und Österreich aktiv ist. Hier ist er Ansprechpartner und Redakteur eines regelmäßigen Newsletters und gibt seit 2011 eine fachliche Publikation heraus: In "gfwm THEMEN" vermitteln Autoren und Herausgeber in exklusiven Beiträgen Denkanstöße zum verantwortungsvollen Umgang mit Information und Wissen - sei es in Industriebranchen, der öffentlichen Verwaltung, Wissenschaft und Lehre, aber auch in Kunst und Kultur. Dabei geht es immer, so der h_da-Alumnus, "um den Dreiklang Mensch-Organisation-Technologie".

"gfwm Themen" erscheint in loser Folge, wird online publiziert und ist mit den aktuellen Ausgaben frei zugänglich über die Website der GfWM. THEMEN widmet sich in jeder Ausgabe einem Schwerpunkt - zuletzt zum Thema "Neugier" und in der nächsten März-Ausgabe zum Thema "Fehler - Makel oder Mehrwert?". "Wir wollen neue Betrachtungsmöglichkeiten aufzeigen und Impulse geben, auch jenseits von Auftrag und Profession", sagt Stefan Zillich. "Das Spannende an alledem ist, dass man auf fachlicher und menschlicher Ebene fortlaufend neue Erfahrungen austauscht und dazu lernt", findet er.

Autorin

Astrid Ludwig
Februar 2019